Anfrage in Hauptansicht öffnen
Dokumente für Auswahl
Sortiert nach:
Relevanz zur Anfrage
1867 -
Berlin
: Kastner
- Autor: Schmidt, Ferdinand
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
212
er sich auch sehen ließ, mit Sturmesmacht zerstreut worden
war, waren derartig, daß die größte gewonnene Schlacht
sie mc£)t- höher zu steigern vermocht hätte.
In Wien herrschte Entsetzen. Was nun? Diese Frage
legten sich die wiener Staatsweisen nicht nur selbst vor,
sondern sie traf auch gellend und zwar ausgehend von der
geängstigten Bevölkerung an ihr Ohr. In den Ministerien
wurden die Qccten zusammen gepackt, um sie nach Pesth
in Sicherheit zu bringen, die Bank fluchtete ihre Silber-
schätze nach der Festung Komorn. Mit verzehnfachter An-
strengung wurde an der Verstärkung der zur Vertheidignng
Wiens errichteten floridsdorfer Schanzen gearbeitet, als
ob die Preußen es nicht in ihrer Gewalt hatten, auf einer
andern Stelle über die Donau zu gehen, da sie doch
Brückentrains mit sich führten! Und die Stimmung der
preußischen Soldaten war eine wo möglich noch kriegs-
lustigere, als bei ihrem Einzuge in Böhmen; die Armee
war durch Nachzug noch verstärkt worden. Außerdem
liefen so viel Gesuche von Freiwilligen ein, und der Enthu-
siasmus war in dem preußischen Volke in dem Grade er-
wacht, daß es ein Leichtes gewesen wäre, in wenigen Wochen
den Regimentern noch 100,000 Mann nachzusenden.
Der Hinblick auf die so plötzlich bis unter die Angen
gerückte Gefahr veranlaßte den wiener Gemeinderath zu der
Bitte an den Kaiser, Wien, wie es mit Prag geschehen, für
eine offene Stadt zu erklären, deinnach es um dieselbe nicht
auf einen Kampf ankommen zulasten. Dervossischenzeitnng
schrieb man in jenen Tagen: „In Wien ist die Parole: Ret-
tung vor Preußen. In dem Gedanken geht Alles
auf: Scham, Ehre, Gewissen!" — Wien spielte die Rolle