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1. Der dreißigjährige Krieg - S. 5

1848 - Dresden : Adler und Dietze
den die Klagen noch lauter. Hierzu kam, daß das Feuer der Zwietracht von den Jesuiten noch mehr angeschürt und durch ihre Kunstgriffe so gewendet wurde, daß die Protestanten ein Recht nach dem andern ver- loren. Auch machte der Papst keinen Hehl, öffentlich zu behaupten: „Gegen Ketzer sei weder Treue, noch Glauben zu beobachten." Um das Unglück voll zu machen, bestieg im Jahre 1576 Ru- dolph Ii. den deutschen Kaiserthron; ein Mann, der, schwach an Kör- per und Geist, sich willenlos der Leitung der Jesuiten überließ. Die Unordnung in seinen Staaten stieg zusehends. Bei dieser Verwirrung gelang es seinem Bruder Matthias, sich zum Herrn von Ungarn, Mahren und Oesterreich zu erheben, so daß dem schwachen Rudolph nur noch Böhmen und die deutsche Kaiserkrone verblieb. Um die Protestan- ten zu bewegen, ihm wenigstens Böhmen mit schützen zu helfen, ver- sprach er in der Angst, die alte Religionsfreiheit der Evangelischen wie- der herzustellen. Als Rudolph seine Zusage nichterfüllte, ging die Ge- duld der Protestanten zu Ende. Schaarenweise sammelten sie sich unter den Fahnen ihres Landsmannes, des Grafen Heinrich Matthias von Thurn, und setzten den ohnmächtigen Rudolph dadurch so in Angst, daß er 1609 (den 11. Juli) mit zitternder Hand den wichtigen Majestätsbrief unterschrieb, in welchem den böhmischen evange- lischen Einwohnern mit den Katholiken gleiche Rechte zugestanden und ihnen erlaubt wurde, so viel Kirchen zu bauen, als man wolle. Letztere Bestimmung wurde die nächste Ursache, welche den gefährlichen Zünd- stoff eines nahen Krieges zu einer Flamme ansachte, die erst nach 30 Jahren gedampft werden konnte. Scheinbar waren nun die Gemüther in Böhmen beruhigt. Ueber- haupt belebte sich der Muth der Protestanten, seitdem sie in einem Bünd- nisse •— Union genannt — 1608 enger zusammengetreten waren. Mit nicht geringem Mißtrauen sahen die Katholiken auf den gethanen Schritt und schlossen 1609 einen Gegenbund — Liga —• an dessen Spitze der Herzog M a x i m i l i an von Baiern stand. In kurzer Zeit erfüllten indeß die protestantischen Böhmen neue Be- sorgnisse. Rudolph wollte nämlich seinen Bruder Matthias Böhmen und Schlesien, das ihm erblich zufallen mußte, entziehen. Er zog ein Heer zusammen, erregte aber hierdurch bei seinen protestantischen Unter- thanen die Meinung, daß diese Zurüstungen ihnen gelten. Sie riefen deshalb 1611 Matthias auf den Thron und Rudolph starb tief gekränkt ein Jahr später. Matthias begünstigte augenfällig seine katholischen Unterthanen und beschwor dadurch das nahende Unglück immer weiter herauf. Seine beiden Brüder, die, wie er kinderlos waren, hielten es in so bedenklichen Zeiten am gerathensten, auf die Regierungsnachfolge zu verzichten und so wurde 1617 Matthias Vetter, der Erzherzog Ferdi- nand von Steiermark, als künftiger böhmischer König anerkannt, eine Wahl, die für die Folgezeit von außerordentlicher Wichtigkeit wurde. Ferdinand, von Jesuiten erzogen, lebte des festen Glaubens, daß in der katholischen Kirche allein das wahre Heil zu finden sei. Diese weiter aus-
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