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1. Der dreißigjährige Krieg - S. 6

1848 - Dresden : Adler und Dietze
6 zubreiten und die protestantische Kirche auszurotten, hielt er für ein Werk, in Gott gethan. Schon als Herzog von Steiermark suchte er sein Land von den Protestanten zu säubern. Wer nicht auswandern oder der neuen Lehre entsagen wollte, endete sein Leben in den Flammen oder an dem Galgen. Derartige Maßregeln des künftigen Herrn der österreichi- schen Staaten erweckten bei den Katholiken hohe Freude, bei den Evan- gelischen aber die bangsten Besorgnisse. „Der Majestatsbrief," sollen Jene gesagt haben, „hat keine Gültigkeit, denn er ist dem Könige Ru- dolph abgezwungen. Wenn Ferdinand König ist, wird es heißen: Ein neuer König, ein neues Gebot;" ferner, „dann werden wohl einige Köpfe herunter müssen; die Güter werden in andere Hände kommen und man- cher arme Gesell wird sich wohl dabei befinden." Ferdinands Maßregeln und dergleichen Redensarten reizten die Gemüther so sehr, daß es nur noch eines kleinen Umstandes bedurfte, die Erbitterung zum furchtbaren Ausbruche zu bringen. Die Stunde schlug. Ein Kampf begann, der Deutschlands Einwohner mordete und seine gesegneten Fluren in eine Einöde verwandelte. n. Der böhmische Krieg. Der Majestatsbrief, welcher den Frieden befestigen sollte, brachte Unheil und Verderben. Es war nämlich in demselben, wie schon oben erwähnt, den Protestanten gestattet, Kirchen zu bauen, aber nicht aus- drücklich hervorgehoben worden, daß sich diese Freiheit auf alle ohne Aus- nahme erstrecke. Sehr bald wendeten nun die Katholiken die Sache so, daß sie meinten, dieses Recht beziehe sich nur auf die protestantischen Stande*), nicht aber auf deren Unterthanen, oder auf die Unterthanen der katholischen Stande. Natürlich wollten die Protestanten von einer solchen Einschränkung Nichts wissen. Sie behaupteten, im vollen Rechte zu sein, als sich die protestantischen Unterthanen des Prager Erzbischofs im Städtchen Klo stergrab und die Unterthanen des Abtes von Brau- nau zu Braunau eine Kirche errichteten (1617). Der Erzbischof und der Abt beschwerten sich zwar beim Kaiser, dieser mißbilligte auch den Schritt der Protestanten, aber Letztere bauten ruhig fort. Der Kaiser befahl hierauf, beide Kirchen niederzureißen. Wirklich geschah auch dies mit der Kirche zu Klostergrab, wahrend die in Braunau verschlossen wurde. Einen Schrei des Entsetzens stießen jetzt alle böhmischen Protestan- ten aus. Der M a j e sta ts b r i e f i st verletzt! hallte es überall wie- der. Aller Blicke richteten sich abermals auf Matthias von Thurn. Eiligst rief er Abgeordnete der protestantischen Stande zu einer Versamm- *) Stande waren Besitzer größerer Herrschaften, welchen über die Bcwoh- ner ihrer Ländereien gewisse Negiernngorechte znstandcn.
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