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1. Der dreißigjährige Krieg - S. 10

1848 - Dresden : Adler und Dietze
10 Hand einerkönigstochter zu freien und bebst zurück vor ebner Krone,welche man Dir entgegen bringt. Lieber will ich Brod essen an einer königlichen Tafel, als an Deinem kurfürstlichen Tische schwelgen." Friedrich widerstand nicht langer, er nahm die Wahl an und wurde den 4. Novbr. 1619 in Prag mit Glanz und Pracht gekrönt. Alles ging anfangs nach Wunsch und Friedrich schien ein auserlesenes Schooßkind des Glückes zu sein. Schlesien und Mahren huldigten ihm ebenfalls und mehrere Staaten Europas erkannten ihn sogleich als rechtmäßigen König von Böhmen an. Auch schien das Waffenglück ihm lächeln zu wollen. Die böhmische Armee stand zum zweiten Male vor Wiens Mauern und trieb den Kaiser abermals in die Enge. Bald zeigte sich aber in Friedrichs Heere der bitterste Mangel, der durch eine empfindliche Kalte noch ver- mehrt wurde. Die Böhmen eilten nach Hause und Ferdinand war wie- derum gerettet. Weislich benutzte der Kaiser diese glückliche Wendung der Dinge, wahrend Friedrich unthatig blieb. Ferdinand wendete sich mit der drin- genden Bitte an seinen Jugendfreund und Schwager, Maximilian von Baiern, ihm seine Hülfe zu widmen und als Oberhaupt der Liga gegen Böhmen, sowie gegen die Union ins Feld zu ziehen. Hierauf schloß er mit Spanien ein Bündniß, welcher Staat versprach, von den Niederlan- den aus, die damals zu Spanien gehörten, in Friedrichs Erblander ein- zufallen. Durch Sachsens Vermittelung kam außerdem zwischen mehre- ren deutschen Fürsten noch ein neues Bündniß zu Stande, nach welchem man dem Kaiser beistehen und ihm sogar zur Wiedererlangung Böhmens behülflich sein wollte. Maximilian zog ein Heer zusammen und es gelang ihm, die Unirten zu überlisten und sie zur Auflösung ihres Heeres zu bestimmen. Was that denn Friedrich, um der drohenden Gefahr die Stirn zu bieten? Sorglos verließ er sich auf fremde Hülfe, lebte alle Tage herrlich und in Freuden und vergeudete auf diese Weise Summen Geldes, die er zur Ausrüstung eines Heeres nothwendiger gebraucht hatte. Der zuge- sagte Beistand Dänemarks, Schwedens, Hollands und anderer Staaten blieb aus und selbst sein Schwiegervater that so gut als Nichts zu seiner Unterstützung. Ein ewiger Schandfleck in drr Geschichte des 30jahrigen Krieges bleibt es, daß sogar die Union mit der Liga Frieden schloß. Alle diese Vorgänge öffneten Friedrich keineswegs die Augen über seine gefähr- liche Lage. Hatte er sich ganz in die Arme seiner Böhmen geworfen, so wäre er auch jetzt noch seinen Feinden gewachsen gewesen; allein er wollte mit sehenden Augen nicht sehen. Seine Sorglosigkeit wandte die Herzen seiner Unterthanen von ihm ab, die nur zu bald zu der trostlosen Gewiß- heit gelangten, daß ihr König seiner Zeit nicht gewachsen sei. Die Schlacht auf dem weißen Berge. Maximilian rückte un- erwartet mit 50,000 Mann in Böhmen ein, nahm eine Stadt nach der andern und wo er auf Widerstand stieß, verscheuchte er den Feind, wie Spreu, die der Wind zerstreuet. ■ Schlesien und die Lausitz hatten Hülfe versprochen, konnten aber ihr Wort nicht halten, da inzwischen der Kur-
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