1848 -
Dresden
: Adler und Dietze
- Autor: Petermann, Karl
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Hand einerkönigstochter zu freien und bebst zurück vor ebner Krone,welche
man Dir entgegen bringt. Lieber will ich Brod essen an einer königlichen
Tafel, als an Deinem kurfürstlichen Tische schwelgen."
Friedrich widerstand nicht langer, er nahm die Wahl an und wurde
den 4. Novbr. 1619 in Prag mit Glanz und Pracht gekrönt. Alles ging
anfangs nach Wunsch und Friedrich schien ein auserlesenes Schooßkind
des Glückes zu sein. Schlesien und Mahren huldigten ihm ebenfalls und
mehrere Staaten Europas erkannten ihn sogleich als rechtmäßigen König
von Böhmen an. Auch schien das Waffenglück ihm lächeln zu wollen.
Die böhmische Armee stand zum zweiten Male vor Wiens Mauern und
trieb den Kaiser abermals in die Enge. Bald zeigte sich aber in Friedrichs
Heere der bitterste Mangel, der durch eine empfindliche Kalte noch ver-
mehrt wurde. Die Böhmen eilten nach Hause und Ferdinand war wie-
derum gerettet.
Weislich benutzte der Kaiser diese glückliche Wendung der Dinge,
wahrend Friedrich unthatig blieb. Ferdinand wendete sich mit der drin-
genden Bitte an seinen Jugendfreund und Schwager, Maximilian von
Baiern, ihm seine Hülfe zu widmen und als Oberhaupt der Liga gegen
Böhmen, sowie gegen die Union ins Feld zu ziehen. Hierauf schloß er
mit Spanien ein Bündniß, welcher Staat versprach, von den Niederlan-
den aus, die damals zu Spanien gehörten, in Friedrichs Erblander ein-
zufallen. Durch Sachsens Vermittelung kam außerdem zwischen mehre-
ren deutschen Fürsten noch ein neues Bündniß zu Stande, nach welchem
man dem Kaiser beistehen und ihm sogar zur Wiedererlangung Böhmens
behülflich sein wollte. Maximilian zog ein Heer zusammen und es gelang
ihm, die Unirten zu überlisten und sie zur Auflösung ihres Heeres zu
bestimmen.
Was that denn Friedrich, um der drohenden Gefahr die Stirn zu
bieten? Sorglos verließ er sich auf fremde Hülfe, lebte alle Tage herrlich
und in Freuden und vergeudete auf diese Weise Summen Geldes, die er
zur Ausrüstung eines Heeres nothwendiger gebraucht hatte. Der zuge-
sagte Beistand Dänemarks, Schwedens, Hollands und anderer Staaten
blieb aus und selbst sein Schwiegervater that so gut als Nichts zu seiner
Unterstützung. Ein ewiger Schandfleck in drr Geschichte des 30jahrigen
Krieges bleibt es, daß sogar die Union mit der Liga Frieden schloß. Alle
diese Vorgänge öffneten Friedrich keineswegs die Augen über seine gefähr-
liche Lage. Hatte er sich ganz in die Arme seiner Böhmen geworfen, so
wäre er auch jetzt noch seinen Feinden gewachsen gewesen; allein er wollte
mit sehenden Augen nicht sehen. Seine Sorglosigkeit wandte die Herzen
seiner Unterthanen von ihm ab, die nur zu bald zu der trostlosen Gewiß-
heit gelangten, daß ihr König seiner Zeit nicht gewachsen sei.
Die Schlacht auf dem weißen Berge. Maximilian rückte un-
erwartet mit 50,000 Mann in Böhmen ein, nahm eine Stadt nach der
andern und wo er auf Widerstand stieß, verscheuchte er den Feind, wie
Spreu, die der Wind zerstreuet. ■ Schlesien und die Lausitz hatten Hülfe
versprochen, konnten aber ihr Wort nicht halten, da inzwischen der Kur-