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1. Der dreißigjährige Krieg - S. 12

1848 - Dresden : Adler und Dietze
12 erhielt Böhmen einen kaiserlichen Statthalter, Maximilian reiste wieder nach München, sein Feldherr Tilly blieb aber mit einem Theile des Heeres in Prag zurück.— In Wien und Rom frohlockte man vor Freude und Maximilians Ruhm wurde vom Papste und Kaiser bis in den Him- mel erhoben. Fast unter allen Protestanten zeigte sich Schrecken und Verwirrung; nirgends nahm man ernstlichen Widerstand wahr und so wagte es der Kaiser sogar, über Friedrich und die mit ihm verbündeten Fürsten die Acht auszusprechen, ohne doch vorher die Kurfürsten gehört zu haben. Dies war ein Gewaltstreich, den zwar die meisten mit einem tiefen Ach! begleiteten, der aber ihr Zagen nur vergrößerte. Nirgends zeigte sich ein Freund, welcher entschieden für den unglücklichen Friedrich in die Schranken getreten ware. Jeder suchte das Seine, mochte es dem Nächsten gehen wie es wolle. Ohne Etwas thun zu können, mußte es Friedrich ruhig geschehen lasten, daß die Spanier in Kurpfalz einsielen, ihre Winterquartiere hier nahmen und das Land aussogen und verwüsteten. Die Unirten konnten helfen, aber es geschah nicht viel. Sie wünschten dem Kaiser Glück zu dem Siege und da sie endlich doch den Verwüstungen der Spanier Einhalt thun wollten, entschuldigten sie sich sogar bei dem Kaiser und setzten demüthig hinzu, daß dies nicht ihm, sondern den Spaniern gegolten habe. Die Union, die Großes auszuführen im Stande gewesen wäre, löste sich 1620 auf. Wohin man blickte, stieß man auf Zittern und Zagen, auf Wankelmuth und Abfall vom Glauben der Vater. Ungescheut behandelte ferner der Kaiser Böhmen nach Willkür als ein erobertes Land. Zwar ließ er seinem Zorne nicht augenblicklich freien Lauf, sondern verzog drei Monate, um die Gemüther sicher zu machen und die Geflüchteten zur Rückkehr zu bewegen. Wirklich gelang ihm auch diese List und Mancher kehrte mit der Hoffnung in's theure Vaterland zurück, das Vergangene sei vergesten. Unerwartet aber brach ein furchtbares Ungewitter über das sicher gewordene Land herein. So ließ der Kaiser nur allein in Prag 48 der angesehensten Einwohner, die sich unter Fried- rich durch Wort und That ausgezeichnet hatten, verhaften, vor ein Gericht ziehen und 24 durch das Schwert und 3 durch den Strang hinrichten. Zwölf Köpfe und 4 abgehauene Hände wurden auf den Thoren und Brücken und 2 Leichname auf den Straßen aufgestellt. Blutdürstende Dragoner durchzogen das Land und wer nicht in die katholische Kirche zu- rückkehren wollte, wurde ohne Barmherzigkeit niedergestoßen. Tausende von Familien verloren Hab und Gut; die eingezogenen Güter überstiegen die Summe von 5 Mill. Thalern. 30,000 Familien, die man aber vor- her an den Bettelstab zu bringen suchte, wunderten aus und fanden in Sachsen und Brandenburg ihr zweites Vaterland. Die Jesuiten und Mönche erkannten bald, daß Böhmen ein reiches Feld für ihre Thatigkeit sei. Wie Heuschrecken überschwemmten sie das Land, um die Evangelischen durch Zureden, Versprechungen und Droh- ungen zumabfall von ihrer Kirche zu bewegen. Spottend riefen sie den Auswanderern nach: „Wo wollt ihr hin! Des Papstes und des Kaisers
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