1848 -
Dresden
: Adler und Dietze
- Autor: Petermann, Karl
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Kaisers vor seinem Feldherrn mit jedem Tage. Endlich sprach er dessen
Absetzung aus, hielt aber den Beschluß noch eine Zeit lang geheim. Zugleich
wurde der General Gallas ermächtigt, „Wallenstein mit seinen Anhän-
gern zu verhaften und sich seiner auf jeden Fall, todt oder lebendig
zu bemächtigen." Am 19.Februar gelangte diesererlaß zu Wallensteins
Kenntniß- Augenblicklich erließ er an den Kaiser eine feierliche Erklärung, von
29 Generalen und Obersten unterschrieben, daß die im Januar geschlossene
Verbindung der Ofsiciere durchaus nichts Feindseliges gegen den Kaiser
zumzweckegehabt habe; — ferner, daß er bereit fei, daskommando nieder-
zulegen und sich zur Verantwortung in Wien einsinden wolle. Derselbe
Piccolomini, welcher den schriftlichen Eid mit unterzeichnet hatte, wurde
an Wallenstein zum Verräther. Er hielt unterwegs die Gesandten auf
und diese kamen erst dann in Wien an, als Wallenstein unter dem Mord-
stahle schon geendet hatte.
Piccolomini rückte nun mit einem Heere nach Pilsen vor, um die
Stadt einzuschließen. Wallenstein, hiervon unterrichtet, floh nach Eger
und hielt hier am 24. Februar mit 10 Kompagnien seinen Einzug. In
dieserstadt glaubteer sich sicher, weiter den Kommandanten, denobersten
Gordon, der ihm Vieles zu verdanken hatte, für seinen Freund hielt.
Wallenstein tauschte sich aber bitter, denn Gordon hatte sich durch Be-
stechungen auf Gallas Seite gewendet. Am 25. Februar lud der Stadt-
kommandant Wallensteins treue Generale Illo, Terczka, Kinsky und den
Rittmeister Neumann zu einem Schmause in der Citadelle ein. Wahrend
der Tafel öffnete sich die Seitenthür, 30 Dragoner drangen in den Saal
und riefen: „Hollah! wer ist gut kaiserlich?" Buttler und Gordon
sprangen von ihren Sitzen auf und traten, mit Lichtern in der Hand, auf
die Seite. Die Dragoner sielen über die unglücklichen Schlachtopfer her
und machten sie alle nieder.
Nach vollbrachter Blutarbeit begaben sich Buttler, sowie der Haupt-
mann Deveroux mit den Dragonern in die Stadt nach dem Hause, wo
Wallenstein wohnte. Der Hauptmann unternahm es mit sechs Dra-
gonern, Wallensteins Ermordung auszuführen. Der Feldherr hatte sich
schon zu Bett gelegt. Vor seinem Schlafgemache hielten zwei Kammer-
diener Wache, von denen der eine sogleich niedergestoßen wurde, der andere
aber mit demausrufe glücklich entkam: Rebellen! Rebellen! Der entstandene
Lärm weckte den Herzog aus dem Schlafe. Er sprang aus dem Bette, riß das
Fenster auf und fragte die Schildwache nach der Ursache des Lärmes. In
diesem Augenblicke wurde die Thüre seines Schlafgemachs zersprengt,
Deveroux stürzte herein und schrie den Herzog an: „Bist Du der Schelm,
der des Kaisers Majestät und Leute verrathen will? Du mußt sterben !"
Ohne ein Wort zu sagen, breitete Wallenstein seine Arme aus, der Haupt-
mann stieß ihm die Hellebarde in die Brust, er siel lautlos zu Boden und
gab seinen Geist auf. Buttler erschien hierauf imzimmer, ließ den Leich-
nam in einen Fußteppich wickeln und auf die Citadelle zu den andern
Schlachtopfern bringen, wo er den ganzen Tag im Hofe liegen blieb. Dem
Manne, der über Millionen verfügen konnte, gab man nicht einmal einen