1866 -
Schleswig
: Schulbuchh. Heiberg
- Autor: Dücker, Johann Friedrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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der Stadt, der kaiserliche Gaugraf Bernarius, eben abwesend. Der
Erzbischof war anfangs darauf bedacht, durch Hülfe der Einwohner die
Festung bis zur Ankunft einer gehofften Hülfe zu vertheidigen. Indem aber
die Stadt schon belagert war, sähe er wohl, daß aller Widerstand vergeblich
sein würde. Er suchte also nur die heiligen Reliquien zu retten. Seine
Geistlichen flüchteten und zerstreuten sich. Er selbst entfloh nur mühsam
und mit Zurücklassung seines Ornats. Die Einwohner verließen den Ort;
die meisten retteten sich durch die Flucht, einige wurden gefangen und andere
kamen um. Die Feinde, die des Abends in die Stadt drangen, plünderten
diese und die umliegende Gegend, blieben über Nacht und noch 24 Stunden.
Die Kirche, welche Ansgar, so zierlich als es seine Mittel und das Zeitalter
erlaubten, hatte ausbauen lassen, das nicht minder wohleingerichtete Mönchs-
kloster, eine Büchersammlung, die ihm der Kaiser geschenkt hatte, und die
Schule wurden ein Raub der Flammen, und was von Schätzen und Gütern
dem Feuer entging, ward den Feinden zur Beute. Dieser Ueberfall geschähe
im Jahre 845. Obdachlos und dürftig irrte nun Ansgar mit einigen seiner
Geistlichen umher. Der neidisch gesinnte damalige Bischof von Bremen
versagte ihm Aufnahme und Unterstützung; aber eine fromme adlige Frau,
Jkia, nahm sich seiner an und schenkte ihm einen Landsitz im Lünebur-
gischen, Ramelsloh, drei Meilen südlich von Hamburg. Hier sammelte
Ansgar wieder seine Geistlichkeit um sich, gründete ein Kloster und setzte,
durch Unfälle nie. entmuthigt, seine bischöfliche Thätigkeit fort.
Der König Erich hatte noch eine andere Flotte unter einem Wickinger-
König ausgeschickt, welche in die Seine einlief und Paris plünderte. Ein
großer Theil dieser ausgesandten Wickinger kam aber auf der Heimreise um,
der Führer selbst starb eines jämmerlichen Todes, und die Plagen, an welchen
die übrigen in ihrem Vaterlande umkamen, schrieb man der frevelhaften
Entweihung christlicher Heiligthümer zu. Erich, dadurch erschreckt, schickte
eine Gesandtschaft an Ludwig den Deutschen, der seinem Vater, Ludwig
dem Frommen, in der Regierung Deutschlands gefolgt war. Er bat um
Frieden, erbot sich, die Gefangenen frei zu geben und die entwandten Schätze,
soviel er könnte, zu ersetzen. Ansgar vermittelte den Frieden und reiste
daher häufig zu Erich, der jetzt allein im jütischen Reiche herrschte. Er
gewann die Achtung und das Vertrauen dieses Königs in so hohem Grade,
daß der sonst dem Christenthum so feindlich gesinnte Mann sich nicht nur
zur Duldung desselben verstand, sondern auch die Anlegung einer Kirche in
seinem Reiche gestattete. Im Jahre 850 wurde von Ansgar die erste christ-
liche Kirche in der Stadt Schleswig errichtet und ein Priester angestellt.
Ansgar predigte selbst häufig in dieser Kirche, und die Ausbreitung des
Christenthums ging jetzt rasch von Statten. Hamburg war mittlerweile
wieder aufgebaut worden, und der Bischof von Bremen war gestorben.
Ludwig der Deutsche wußte es durchzusetzen, daß das erledigte Bisthum nicht
länger dem Erzbischof von Köln unterworfen sein sollte, so sehr sich dieser
auch dagegen sträubte. Ansgar, der Erzbischof von Hamburg, wurde jetzt
auch Bischof zu Bremen und hielt sich von jetzt an meistens in Bremen auf.
Bei seinen vermehrten Einkünften konnte er nun mit größerer Wirksamkeit
für seine nordische Mission thätig werden. Er unternahm eine zweite Reise
nach Schweden, wo inzwischen die Priester verjagt worden waren und eine