1866 -
Schleswig
: Schulbuchh. Heiberg
- Autor: Dücker, Johann Friedrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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nur sicher machen. Als nun am 6. Juli kaum der Tag graute, setzten sich die
Wenden leise in Bewegung und sprengten dann mit wildem Geschrei unter
die sichern Holsten. Adolf wurde mit Reinhold von Dithmarschen und einer
Menge der Seinen trotz tapferer Gegenwehr erschlagen. Christian von
Oldenburg rächte sogleich seinen Tod, indem er den Rest der Vorhut sam-
melte und den Slaven den Sieg entriß.
Nachdem der Krieg noch einige Zeit gedauert und Pribislaus immer
Unterlegen, unterwarf er sich endlich dem Herzoge. Der Sieger überließ
ihm großmüthig das ganze Land der Obotriten, Mecklenburg, das nach
seinem Tode zum Theil auf seinen, zum Theil auf Wertislaus Sohn
vererbte.
Adolfs Leiche ward, von seinem Herzog innig beweint, nach Minden
geführt und dort neben seinen Vätern bestattet. Sein einziger dreijähriger
Sohn, Adolf Hi., war sein Erbe.
11. Vicklin, der Apostel Wagriens.
Vicelin, geb. 1086, stammt aus einem Dorfe in der Nähe von
Minden. Seine Eltern, die mehr durch ihre Rechtschaffenheit als durch
ihren vornehmen Stand bekannt waren, verlor er frühzeitig. Für die Aus-
bildung seines Geistes wurde nicht viel gethan, obgleich er sich dem geist-
lichen Stande widmen wollte und daher auch von den Stiftsherren seiner
Gegend unterrichtet wurde. Dennoch scheint er damals von einem gewissen
Dünkel nicht frei gewesen zu sein.
Auf dem nahegelegenen Schlosse E b erst ein, dessen Besitzerin ihn zu
sich genommen hatte und seine Gönnerin war, gingen ihm die Augen über
sich selbst auf. Der Schloßcaplan nämlich, der ihn mit neidischen Augen an-
sah, und daher nur darauf bedacht war, ihn zu entfernen, fragte ihn einst in
Gegenwart vieler Zeugen, welche Bücher er auf der Schule gelesen habe.
„Den Statius," sagte Vicelin, „in seinen Büchern vom,,Achilles." „Wovon
handelt denn der Statius?" fragte der Priester weiter. Vicelin schlug die
Augen nieder. „Das weiß ich nicht mehr," sagte er verlegen. „In der
That," hob hierauf der Priester mit Bitterkeit an, indem er sich an die Um-
stehenden wandte, „ich dachte doch, daß etwas an diesem Jüngling sei, der
so neu aus der Schule kommt. Aber ich habe mich betrogen. Er taugt ganz
und gar nichts." Solche Verachtung kränkte den Vicelin. Beschämt verließ
er unter heißen Thränen das Schloß, ohne Abschied zu nehmen, entschlossen,
durch verdoppelten Eifer nachzuholen, was er in der Jugend versäumt habe.
Zunächst begab er sich nach Paderborn, wo damals die Wissenschaften
unter einem berühmten Magister Hermann ungemein blühten. Vicelin
hatte das Glück, ein Haus- und Tischgenosse dieses geschickten Lehrers zu
werden und studirte unter ihm viele Jahre mit vorzüglichem Eifer. Keine
Art von Ergötzlichkeit konnte ihn von feinen Arbeiten abhalten. Mit dem
Studiren verband er gewissenhaft die Andachtsübungen der Religion. Sein
frommer Fleiß blieb nicht unbelohnt; fein Lehrer nahm ihn wegen seiner
Tüchtigkeit zum Gehülfen an.
Nach eitriger Zeit ward er nach Bremen berufen, um dort einer Schule
vorzustehen. Er erfüllte auch hier seine Pflichten mit großer Sorgfalt. Der