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1. Bilder aus der schleswig-holsteinischen Geschichte - S. 72

1866 - Schleswig : Schulbuchh. Heiberg
— 72 — kleine Kloster, die Missionsanstalt, die früher am Fuße der Siegeburg ge- legen und der jetzt Ludolf als Probst Vorstand, verlegt. Das Missionswerk Vicelins kam aufs Neue in Flor, das Zerstörte ward wieder hergestellt und Vicelin ward nicht müde, den Feinden des Evangeliums zu bringen, was ihnen den Frieden der Seele verschaffen konnte. Niklots Einfall brachte 1147 der jungen Kirche neue Gefahr, den Christen neues Leid, dem edlen Vieelin neue Sorge. Der Priester Rudolf und ein Mönch, denen Vicelin an der neuen Kirche in Lübeck zu wirken be- fohlen hatte, wurden dort von den Barbaren ergriffen und mit tausend Wunden erstochen. Als der Friede wieder hergestellt war, gab es eine Menge Thränen zu trocknen, Gefangene einzulösen, Hungrige zu speisen. Vicelin und Dithmar, sein ehemaliger Schüler, der feine Bremische Präbende verlassen hatte, um seinem betagten Lehrer in Neumünster beizustehen, waren bei dieser Gelegen- heit eifrig bemüht, den Bedrängten zu helfen. Sie munterten Alle, die sich zu Neumünster und Högersdorf befanden, auf, den Dürftigen Getreide und andere Wohlthaten mitzutheilen. Die Zahl der Armen, die vor der Thür des Klosters lagen, häufte sich zuletzt so sehr, daß die Aufseher über das Hauswesen den Eingang zu den Vorrathskammern bewahren mußten, damit nicht Dithmars Wohlthätigkeit zuletzt die Klosterleute selbst darben ließ. Da schlich der mitleidige Mann, wenn es ihm an Gaben mangelte, sich heimlich in die Scheunen und theilte das Entwandte unter die Dürf- tigen aus. Der Sieg des Christenthums über das Heidenthum in Wagrien war nun vollendet, obwohl es noch an genügenden kirchlichen Einrichtungen fehlte und unter einem Theil der wendischen Einwohner die Anhänglichkeit an das Heidenthum noch eine zeitlang fortdauerte. Es schien daher an der Zeit zu fein, das seit 1066 erledigte Bisthum Oldenburg wieder herzustellen. Der Erzbischof Hartwig von Hamburg und Bremen weihete daher Vicelin, den fein Alter und feine Verdienste ehrwürdig machten, zum Bischof von Oldenburg (1149). Als aber Vicelin diese Würde ohne Vorwisfen des Herzogs Heinrich des Löwen und des Grafen Adolf Ii. annahm, entzog er sich dadurch die Gunst dieser beiden Fürsten. Der Graf zog die Zehnten ein, die der neue Bischof in diesem Jahre hätte einnehmen sollen. In dieser Ver- legenheit begab sich Vicelin zu dem Herzog, ihn um Verzeihung zu bitten. Heinrich empfing ihn zwar mit aller der Ehrerbietung, die er seinen: Alter und Stande schuldig zu sein glaubte, gab ihm aber zu verstehen, daß er eine so gute Aufnahme nicht verdient habe. ,,Die Annahme des Bifchofstitels," sagte er, „hätte mit meiner Bewilligung geschehen müssen, zumal in einem Lande, das ich mit den Waffen in der Hand erst aufs Neue habe unterwerfen müssen. Weil ich aber die Heiligkeit deines Wandels kenne, so habe ich den- noch beschlossen, deine Erhebung zu begünstigen. Doch muß ich verlangen, daß du die Investitur (die Zeichen seines Amtes: Hirtenstab und Ring) aus meinen Händen empfängst." Das schien dem Bischof zu hart und gegen alle Gewohnheit zu fein; denn er hielt die Investitur der Bischöfe für ein kaiserliches Vorrecht. Er bat un: Aufschub und Ueberlegung. Nachdem er seine friedliche Entlassung genominen, begab er sich vorerst nach Bardewiek, wo er heftig erkrankte. Als er allmählig genas, ließ er sich auf einem Wagen
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