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1. Bilder aus der schleswig-holsteinischen Geschichte - S. 76

1866 - Schleswig : Schulbuchh. Heiberg
76 wußte die Herzogin Kl ementia und darum beschied sie ihn, als ihr in der Abwesenheit ihres Gemahls der Tod Vicelins gemeldet wurde, zu sich und sprach zu ihm: „Wenn du den Entschluß gefaßt hast, Gott, deinem Herrn Zu dienen in strenger Selbstbeherrschung und Enthaltsamkeit, so ergreife eine Arbeit, ebenso nützlich und fruchtbringend; ziehe hin in das Land der Slaven und arbeite an dem Weinberg, in welchem Vicelin, der Bischof, gearbeitet hat." Gerold ging auf den Antrag ein. Er fand aber noch einen Stein des Anstoßes auf feinem Wege. Das war der Erzbischof von Bremen und Hamburg, dessen Amt es war, ihn zu weihen. Derselbe weigerte sich; denn er gedachte einem Freunde dieses Bisthum zuzuwenden. Als solches dem Herzog Heinrich dem Löwen nach Italien vermeldet ward, entbot dieser den Gerold sofort zu sich, um an höchster Stelle, beim Papst, die Sache zur Ent- scheidung zu bringen. Gerold trat die Reise unverzüglich an und hatte unter- wegs noch das Ilnglück, Räubern in die Hände zu fallen, die ihm sein Geld abnahmen und ihn an der Stirn verwundeten. Dennoch verfolgte er seinen Weg und kam bei dem Herzog in Rom an. Weil nun der Löwenherzog ein gar mächtiger und gefürchteter Herr war, war der Papst leicht bereit, den Gerold als Bischof von Oldenburg anzuerkennen und selber zu weihen. So geschah es, daß wenige Tage nach der Kaiserkrönung, am 20. Juni 1155, der Papst und der Kaiser und die ganze glänzende Versammlung der geist- lichen und weltlichen Fürsten und Herren noch einmal wieder um den Altar sich sammelten und Zeugen wurden von der Weihe dieses vor den Augen der Welt so geringen und ärmlichen Bischofs, der den armen Heiden in Wagrien das Evangelium bringen sollte. 2. Zweiter Sonntag nach Epiphanias 1156. Es war Winter. Die Lübecker Kaufleute hatten auf dem geräumigen Marktplatze ihre Maaren ausgestellt, welche sie den Sommer über zu Wasser und zu Lande von allen Seiten herbeigeführt hatten, und rechneten nun darauf, den Lohn ihrer Mühe und Sorge zu ernten. Von allen Seiten kamen denn auch die Schaaren der Kauflustigen, einzukaufen und einzutau- schen, was sie bedurften und was ihnen zum llnterhalt und Schmuck des Lebens dienen sollte. Denn Lübeck war damals weit und breit der einzige Ort in diesen heidnischen Gegenden, wo Solches zu finden war. Die Stadt war erfüllt von einer zahlreichen und bunten Menge der Käufer und Ver- käufer, Vornehm und Geping wogte durcheinander, ein großer Theil der wagrischeu Bevölkerung war dort vereinigt, mit ihren Fürsten und Häupt- lingen an der Spitze. Und Einer war da unter den Kaufleuten, der hatte keine Bude aufgefchlagen, seine herrlichen Sachen darin aufzuputzen und die Menge zu locken; er hatte nicht vielerlei Schönes und Glänzendes für be- gehrliche Augen, — er führte nur einen Artikel, aber einen sehr kost- baren, den kostbarsten unter Allem, was dort feilgeboten wurde und gern hätte er allem Volk davon gegeben. Es war die köstliche Perle, von der Matth. 13 geschrieben steht, die er ausbot, und der Mann war Gerold, der neue Bischof. Das Weihnachtsfest hatte Gerold noch in Braunschweig gefeiert und sich dann mitten im Winter mit nur wenigen Begleitern aufgemacht, Epiphanias, das Fest der Erscheinung des Herrn, in seinem Bisthum zu
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