1866 -
Schleswig
: Schulbuchh. Heiberg
- Autor: Dücker, Johann Friedrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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ganz Holstein für den Herzog gewonnen und Adolf Iii. ging mit feiner
Mutter nach Schauenburg, feinem Stammschloß an der Weser.
Während so der Löwe den Grafen von Holstein und andere Vasallen
von Land und Leuten jagte, sammelte der Kaiser ein neues Heer und zog im
Jahre 1181 wieder gegen den trotzigen Herzog zu Felde. Waldemar der
Große ergriff die Partei des Kaisers und erschien mit einer ansehnlichen
Flotte vor Lübeck, das der Kaiser von der Landseite her bedrohte. Heinrich,
zum Widerstande zu schwach, floh nach Bardewiek, und als ihm hier die
Bürger ihre Thore schlossen, nach Stade, das ihm treu geblieben war. Die
Lübecker schickten eine Gesandtschaft an den Kaiser, ihn um Gnade zu bitten.
„Wir sind bereit, uns zu ergeben," sagten sie, „wenn es uns der Herzog
erlaubt," und baten den Kaiser, ihnen so lange Aufschub zu gewähren, bis sie
in Stade angesragt hätten. Ihre Bitte ward ihnen bewilligt. Es wurden
also, unter sicherm Geleit, Abgeordnete nach Stade an den geächteten Herzog
abgeschickt, und diese kehrten nach einigen Tagen mit dem Bescheide, dem
Kaiser die Stadt zu übergeben, zurück. Der Kaiser hielt nun seinen Einzug
in Lübeck und wurde mit großer Pracht, mit Psalmen und Lobgesängen und
unter dem Zuruf des Volks und der Geistlichkeit ausgenommen. Friedrich
bestätigte den Lübeckern alle Rechte, die sie von Heinrich erhalten hatten und
einverleibte ihre Stadt dem Reiche, so daß sie von jetzt an nicht mehr unter
dem Herzog, sondern unmittelbar unter dem Kaiser stehen sollte.
Zwischen dem Kaiser und dem Herzog kam jetzt ein Vergleich zu Stande.
Der Löwe mußte, so sauer es ihm auch ankommen mochte, sein Herzogthum
Sachsen an Bernhard abtreten, sich mit seinen Erblanden Braunschweig
und Lüneburg begnügen und aus drei Jahre in die Verbannung gehen.
Adolf Iii. erhielt sein Land wieder und dazu als Ersatz für seine Verluste die
Hälfte der Einkünfte aus Lübeck.
Adolf Iii. erössnete seine neue Regierung mit der Verbannung des
Markrad und anderer Großen, die es gegen ihn mit dem Herzog gehalten
hatten; sie gingen größtentheils nach Dänemark und sannen aus Rache und
Rückkehr.
Sein neuer Lehnsherr Bernhard entbot nun seine Vasallen nach Art-
lenburg, ihm den Eid der Treue zu leisten. Sie erschienen alle, bis aus den
trotzigen Adolf. Die Aussicht, daß es zur Fehde mit ihm kommen könne,
veranlaßte den Herzog, aus den Trümmern der halbzerstörten Artlenburg
eine neue Burg an dem gegenüberliegenden User der Elbe zu erbauen,
welche er die Lauenburg nannte.
Adolf hatte sich nach dem Sturze des Löwen auch Dithmarschen
unterworfen und zum Verdruß des Erzbischofs von Bremen drei Jahre ver-
waltet. Dem neuen Erzbischof gab er es wieder heraus; nur die 200 Scheffel
Hafer, die Dithmarschen schon an seinen Vater jährlich hatte liefern müssen,
forderte und erhielt er.
Jetzt richtete er auch den Thurm zu Travemünde wieder aus und
belegte von hier aus die Lübecker Schisse mit einem Zoll, den er aber aus
den Befehl des Kaisers gegen dreihundert Mark Silbers den Lübeckern
erlassen mußte.
Mehrere Jahre waren nun in erträglicher Ruhe verflossen. Der Löwe
war in seine Erblande zurückgekehrt und verhielt sich ruhig. Da kam aus