1866 -
Schleswig
: Schulbuchh. Heiberg
- Autor: Dücker, Johann Friedrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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Feinde, dem schon der Muth wuchs, den Rücken zu. Alles würde verloren
gewesen sein, wenn nicht das Ansehen der Fürsten und Heerführer, welche
mit entblößtem Degen die Fliehenden zurückhielten, die Schlachtordnung
wieder hergestellt hätte. Adolf besonders flog von einem Ende des Heeres
zum andern, sammelte die Erschrockenen und Zerstreuten und suchte ihnen
mit lauter Stimme Muth einzusprechen. „Vertheidigt ihr so eure Freiheit?"
rief er ihnen zu; „erfüllet ihr aus diese Weise die Treue, die ihr eidlich angelobt
habt? Den Eulen, nicht den Menschen steht es an, das Sonnenlicht zu
fliehen. Bewaffnete Männer sollten nicht gleich zärtlichen Weibern vor Hitze
und Ungeduld zerschmelzen und die Waffen der Feinde scheuen." Es gelang
ihm, die Fliehenden zum Stehen zu bringen; die Schlacht begann aufs Neue«
Adolf wandte sich mit inbrünstigem Gebet an den Lenker der Schlachten; er
gelobte einen Kreuzzug zu thun, Kirchen und Klöster zu bauen und sein
Leben, wenn er siege, als Mönch zu beschließen, sobald das beruhigte Land
seiner Fürsorge würde entbehren können, und als er nun nach vollendetem
Gelübde hitziger auf den Fenrd eindrang, da ward die Sonne von einer
Wolke bedeckt, und er und die Seinen konnten im Schatten fechten. Der
kindliche Glaube jener Zeit erblickte in dieser Wolke die heilige Maria Mag-
dalene, die mit einer Hand die Sonnenstrahlen abwehrte, mit der andern
Adolfs Krieger segnete.
Da brachen plötzlich die Dithmarscher, wie verabredet, mit umgekehrten
Schilden von hinten in die dänische Schlachtordnung ein. Eine namenlose
Verwirrung bemächtigte sich des dänischen Heers; wer noch fliehen konnte,
floh; über 4000 blieben auf dem Platze. Herzog Otto, drei Bischöfe und
viele Geringere fielen in die Hände der Sieger. Der König verlor durch
einen Pfeilschuß ein Auge und sank bewußtlos zu Boden. So fand ihn eiw
deutscher Ritter (nach der Sage Graf Adolf selbst), hob ihn vor sich aufs
Pferd und brachte ihn nach Kiel in Sicherheit.
Das war die denkwürdige Schlacht bei Bornhöved, für Holstein von
ähnlicher Bedeutung wie die Hermannsschlacht im Teutoburger Walde für
Deutschland. Hier wie dort wurde der Eroberungssucht eines fremden
Tyrannen ein Ziel gesetzt; hier wie dort errangen deutsche Männer die
Freiheit, Deutsche zu bleiben und sich selbstständig zu entwickeln. Hätte
Waldemar gesiegt, wäre Holstein vom deutschen Reiche getrennt geblieben:
so wären sicher deutsche Sprache und deutsche Sitte von den Usern der Trave,
Stör, Schwentine und Eider verdrängt worden, zumal die Sprache damals
noch nicht durch Schrift gebildet und geregelt und der Verkehr mit den
übrigen deutschen Stämmen ein unbedeutender war. Die Holsteiner hattew
auf dem blutigen Bornhöveder Kamp tnanchen braven Streiter verloren; sie
hatten aber das Joch der Fremdherrschaft zerbrochen und ihre Freiheit, ihre
Selbstständigkeit, ihre Nationalität gerettet. In solchem Sinne feierten
Adolf Iv. und seine Mannen den Sieg dieses Tages.
18. Der Mönchfürst.
Waldemar erneuerte freilich im folgenden Jahre noch seine Versuche,
Holstein wieder zu gewinnen, aber ohne glücklichen Erfolg, und so schloß er
endlich 1229 mit Adolf und seinen übrigen deutschen Gegnern einen festen
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