1866 -
Schleswig
: Schulbuchh. Heiberg
- Autor: Dücker, Johann Friedrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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Haders leben er Antheil (Hadersleben, Tondern, Nordstrand, Lügum-
kloster, Fehmarn, Bordesholm) und Adolf den Gottorfer Antheil
(Gottorf, Husum, Apenrade, Kiel, Oldenburg, Neustadt) bekam. Unge-
theilt blieben natürlich die Ritterschaft, die Klöster und —■ die Ansprüche
auf Dithmarschen.
Nachdem Christian Ii. am 14. Juli 1546 allen Ansprüchen auf seine
früheren Lande entsagt hatte, wurde ihm endlich eine Milderung seiner Ge-
fangenschaft zugesichert. Sie wurde ihm aber erst 1549 wirklich zu Theil.
Am 17. Februar öffneten sich die Thüren seines dunklen Kerkers. Man
führte ihn zunächst nach Fühnen, wo ihn Christian Iii. und sein Bruder
Johann zu Assens persönlich empfingen. Man versicherte ihm, daß er jetzt
besser gehalten werden solle, und der unglückliche König dankte gerührt. Er
wurde nun nach Kallundborg gebracht, und man ordnete ihm acht oder neun
Edelleute zur Bedienung zu. Cr durfte frei umher gehen, jagen und eine
fürstliche Tafel halten. Als er nun einst auf die Jagd geritten war, ver-
loren ihn feine Begleiter aus dem Auge und suchten ihn lange vergebens.
Schon kam man auf den Gedanken, daß er sich aus dem Staube gemacht
habe, da kam er plötzlich wieder zum Vorschein. Als man-ihn nach der
Ursache seines Verschwindens fragte, antwortete er scherzend, 'er habe ihnen
einmal einen Schreck einjagen wollen. Nach dieser Zeit kam er nicht mehr
auf die Jagd; sein Alter und die Schwachheit seines Leibes ließen es auch
nicht mehr zu. Im Anfang des Jahres 1559 erhielt er die Nachricht, daß
sein Neffe, der König, am Neujahrstage gestorben fei. „Nun wirds auch
mit mir nicht lange mehr währen," sagte er weinend. Er hatte richtig
geurtheilt. Am 25. Januar desselben Jahres endete ein sanfter Tod sein
achtundsiebenzigjähriges Leben. Er hat viel verbrochen, aber auch schwer
gebüßt.
36. Die Einführung der Reformation.
In religiöser Hinsicht war es in den nordischen Reichen um das Jahr
1500 nicht besser, als in den übrigen katholischen Landen. Die Bischöfe
Hatten unablässig an der Vergrößerung ihrer Einkünfte gearbeitet und es
dahin gebracht, daß die Güter der Kirche viel wichtiger und zahlreicher waren,
als die Güter der Krone. Die Verwaltung ihres Amtes war eine Neben-
sache, die sie einem Stellvertreter übertrugen; sie selbst aber gaben Staats-
männer und Generale ab. Die Priester folgten dem Beispiele der Biscköfe
und hielten sich für viel zu gut, ihr Amt selbst zu verwalten. Dazu hielten
sie wieder Kaplane, und auch diese versaßen häufig die Zeit des Gottes-
dienstes bei einem guten Gelag, so daß der gemeine Mann nicht selten ohne
Messe und Predigt wieder heimgehen mußte. Selbst die Verbote der
Bischöfe konnten die Geistlichkeit nicht von ihrem liederlichen Leben, von
der Hurerei und dem Besuch der Wirthshäuser entwöhnen. Die Theologie
bestand nur in äußerlichen Gebräuchen, und derjenige ward für einen ge-
schickten Priester gehalten, der die Messe mit den gewöhnlichen Geberden
und Beugungen zu halten wußte. Die Mönche gingen zwar nicht, wie die
Bischöfe und Priester, in den Krieg, waren aber um keiu Haar besser, und die
Nonnen lebten auch nicht gar zu heilig. Die Klöster waren ein Sitz des
Müsstggangs, der Schlemmerei und der Unzucht. Das Salz war dumm