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1. Bilder aus der schleswig-holsteinischen Geschichte - S. 199

1866 - Schleswig : Schulbuchh. Heiberg
199 geworden, der Leuchter des Evangeliums vom Altar verschwunden; Finsterniß deckte das Erdreich und Dunkelme Völker. Da fand die Kunde von den großen Thaten des Augustinermönchs in Wittenberg ihren Weg nach Norden. Schon im Jahre 1519 kamen Stu- denten, welche die Universität in Wittenberg besucht hatten, in die Heimath zurück und brachten von dort den Samen des göttlichen Wortes, das ihnen Luther und seine Freunde ausgelegt hatten, zurück. Die ersten Strahlen des wiedergewonnenen Lichtes leuchteten in die Nacht hinein, welche auch unser Ländchen bedeckte, und verkündigte den Anbruch des neuen Tages. Der erste Prediger, welcher dem Papstthum öffentlich zu widersprechen und den evangelischen Glauben frei zu predigen wagte,'war Hermann Tast in Husum, der an Diedrich Becker einen treuen Gehülfen fand. Kirche und Kanzel wurden diesen Zeugen der Wahrheit freilich sogleich von den Papisten verschlossen; sie ließen sich aber dadurch nicht irre machen. Her- mann Tast predigte fortan in dem Hinterhause eines frommen Husumer Bürgers, Matthias Knutzen mit Namen, und als das Haus zu enge wurde, hielt er unter einer Linde aus dem Kirchhofe Gottesdienst. In Meldorf hatten der-dortige Pastor Nikolaus Boje und eine ebendaselbst wohnende Wittwe, Wiebke Junge, geb. Nanne, das Wort Gottes liebgewonnen. Als sie nun hörten, daß ein Augustinermönch, Heinrich Müller aus Zütphen, gewöhnlich kurzweg Heinrich von Zütphen genannt, in Bremen das reine Evangelium mit großer Kraft und Liebe predige, so wußten sie es durchzusetzen, daß die Meldorfer, welche das Recht hatten, ihre Prediger selbst zu wählen, diesen Mann einluden, er möge kommen und den Grund der evangelischen Lehre bei ihnen legen Helsen. Heinrich von Zütphen war 1488 in den Niederlanden geboren. In feinen jüngern Jahren trat er, wie Luther, in ein Augustinerkloster und wurde um seiner Frömmigkeit und Gelehrsamkeit willen schon 1520 zum Prior gewählt. Er hatte sich mit den Schriften des Kirchenvaters Augustin fleißig beschäftigt und war dadurch schon mit der evangelischen Wahrheit be- kannt geworden. Darum hatte er von Anfang an ein offenes Ohr und Herz für Luthers Wort und gehörte zu denen, welche zuerst dem Manne Gottes zufielen. Er ging im Jahre 1521 selbst nach Wittenberg und kam dort an, als Luther eben zum Reichstag nach Worms abgereist war. Die Kunde von Luthers freiem, kühnem Bekenntniß vor Kaiser und Reich lief durchs Land und bewegte die Herzen; auch Heinrich von Zütphen wurde durch das freudige Bekenntniß des Reformators in seinem Glauben befestigt. Da Luther auf der Rückreise von Worms im Thüringer Walde plötzlich ver- schwand und daher nicht gleich nach Wittenberg zurückkam, so konnte Heinrich den großen Mann nicht persönlich kennen lernen. Aber mit Melanchthon ward er bekannt, und dieser empfahl ihn brieflich an Luther als einen vor- trefflichen Mann von Verstand, Gelehrsamkeit und Gottesfurcht. Von Wittenberg ging Heinrich nach Antwerpen, wo er eine Schaar evangelischer Klosterbrüder um sich sammelte und eifrig wirkte. Die nächste Folge seiner segensreichen Wirksamkeit war eine Verfolgung, die gegen ihn und seine Anhänger losbrach. Viele fielen während derselben wieder ab, Einige starben um des Evangeliums willen in Brüssel, und auch Heinrich wurde ins Gefängnis; geworfen. Aber Kaufleute aus Bremen, welche eben
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