1866 -
Schleswig
: Schulbuchh. Heiberg
- Autor: Dücker, Johann Friedrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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Schiffe feuerte und dieselben ihres Admirals beraubte. Eine Stückkugel
riß ihm den Fuß weg, als er eben stand und sich die Hände wusch.
Während sich Gallas langsam näherte, war Torstenson darauf bedacht,
den Hafen wieder zu öffnen. Er ließ die Schanze stürmen und nahm die
Besatzung gefangen, und die schwedische Flotte segelte Nachts unbemerkt
mit günstigem Winde aus ihrem Gefängniß. Der dänische Admiral aber,
ob er wohl ein siebzigjähriger Greis und von hohem Adel war, mußte seine
Nachlässigkeit in Kopenhagen mit dem Tode büßen.
Nun endlich, als es zu spät war, erschien Gallas mit seinem Heer —
Anfang August. Kiel wurde genommen und die schwedische Besatzung zu
Kriegsgefangenen gemacht oder niedeugesabelt. Torstenson zog seine zer-
streuten Schaareu bei Rendsburg zusammen und marschirte von da nach
Oldesloe und Segeberg, wo er stehen blieb. Gallas vereinigte sich mit den
dänischen Truppen und folgte ihm. Die beiden Heere lagerten.einander
gegenüber und begrüßten einander mit ihren Feuerschlünden; man ver-
muthete, daß es hier zu einer Hauptschlacht kommen werde. Da brach
Torstenson am andern Tage plötzlich auf und zog sich mit seiner Hauptmacht
ins Mecklenburgische, während einzelne Abtheilungen des schwedischen Heeres
die festen Plätze auf der eimbrischen Halbinsel besetzt hielten und sich mit den
dänischen Landtruppen herumschlugeu. Für die Bewohner war das eine
Schreckenszeit, indem die kaiserlichen Truppen fast noch schlimmer als die
Schweden mit Brandschatzungen und Plünderungen hausten.
Jetzt kamen auch noch die Holländer den Schweden mit einer Flotte zu
Hülfe. Die vereinigte Seemacht suchte die dänischen Schiffe und fand sie
bei Fehmarn, wo sie vor Anker lagen und au keinen Feind dachten. Der
König war nicht selbst zugegen; der Admiral sah keinen Ausweg; er machte
sich also schlagfertig und ging der schwedisch-holländischen Flotte entgegen,
obgleich ein Theil seiner Mannschaft sich eben ans Land begeben hatte und
daher kaum so viele Matrosen au Bord waren, als nöthig waren, die Segel
und das Geschütz zu regieren. Mehrere Stunden schwankte der Sieg; endlich
aber bekamen die Verbündeten die Oberhand. Der Admiral ward getödtet,
die dänischen Schiffe wurden theils verbrannt, theils versenkt; nur wenige
entkamen.
Diese Niederlage machte den König nachgiebiger gegen die Friedens-
rathschläge des französischen Ministers, der diesen Krieg, der den schwedischen
Einfluß mehrte, höchst ungern sah. Die beiden größten Staatsmänner des
Nordens, der dänische Reichshofmeister Corfiz Uhlefeld und der schwedische
Minister Orenstierna, fanden sich auf eine Einladung des französischen Ge-
sandten in einem Grenzorte, Brömsebroe, ein, und die Unterhandlungen
über den Frieden nahmen ihren Anfang. Im August 1645 war man fertig.
Dänemark verlor zwei norwegische Provinzen und die Inseln Gothland und
Oesel auf immer, die Provinz Holland, die jenseit des Sundes lag, auf
25 Jahre und mußte den schwedischen Schiffen freie Fahrt durch den Sund
eintäumen.
Christian hatte kein Glück in seinen Unternehmungen, obgleich es ihm
an Bildung, Fleiß, Beharrlichkeit und Muth nicht fehlte. So bot denn sein
Reich trotz seiner rastlosen Thätigkeit das traurige Bild eines verwüsteten
und ausgesogenen Landes dar. Auch an Familienkummer fehlte es dem alten