1866 -
Schleswig
: Schulbuchh. Heiberg
- Autor: Dücker, Johann Friedrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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daß der günstige Augenblick gekommen sei, um den Schweden den Krieg zu
erklären und die Schmach des Brömsebroer Friedens abzuwaschen. Er for-
derte die Herzogthümer und sogar den Herzog Friedrich Iii. auf, sich an
einein Kriege gegen Schweden zu betheiligen. Der Herzog aber weigerte
sich, gegen seinen Schwiegersohn Partei zu ergreifen und bestand darauf,
daß die Herzogthümer neutral blieben. Er mußte aber zulasten, was er
nicht hindern konnte, daß den Schleswigholsteinern eine Kriegssteuer auf-
erlegt wurde und daß königliche Truppen die von ihm erbauten Schanzen
bei Stapelholm besetzten.
Sobald das geschehen war, begab sich König Friedrich selbst mit seiner
Flotte in die Ostsee, um seinem Gegner alle Zufuhr und Verstärkung von
Schweden her abzuschneiden. Eine dänische Armee ging über die Elbe und
besetzte das schwedische Herzogthum Bremen. Nebenbei vertrauten die Dänen
auf den Beistand der Holländer, die ihren Handel auf der Ostsee durch die
Schweden bedroht glaubten; denn die schwedischen Schiffe zahlten keinen
Sundzoll und konnten daher billiger als /sie eine Fracht durch den Sund
bringen.
Jndeß der dänische König hatte sich verrechnet. Als Karl Gustav von
dem Friedensbruch seines Nachbarn Nachricht erhielt, eilte er mit seiner
kleinen, aber krieggewohnten Armee aus Polen durch Brandenburg und
Mecklenburg nach Holstein und erschien im Juli 1657 bei Altona, wo er
Rast hielt und sich durch neugeworbene Soldaten verstärkte. Seine Krieger
sahen eben nicht sehr nobel aus; „sie waren," sagt ein Berichterstatter, „ein
schwarzes und schmutziges Volk, aber wohlgeübt und versucht, — begierig
nach neuen Quartieren." Sie gingen, als sie in und um Altona lagerten,
in Menge nach Hainburg, um sich mit Kleidern, Gewehr und andern Sachen
zu versehen. Gewiß waren die Hamburger Kaufleute von solchen Kunden
nicht sehr erbaut.
Die dänische Armee hatte sich auf die Nachricht von dem Anmarsch der
Schweden eiligst aus dem Herzogthum Bremen zurückgezogen, war über die
Elbe gegangen und hatte sich bei Itzehoe gesetzt. Der Schwedenkönig, der
sich bei der Belagerung dieses Ortes nicht lange aufhalten wollte, befahl,
den Ort in Brand zu schießen. So stand denn auch bald die ganze Stadt
in Flammen; nur 10—12 Häuser blieben stehen, und die Besatzung entfloh.
Wenige Tage später stand ein Th eil der Armee vor Kiel. Zwei Tage
blieb sie in einem Lager vor der Stadt, und die Bürger mußten Lebensmittel
hinausschaffen. Am dritten Tage aber zogen 5 Regimenter hinein, und der
König nahm dort sein Hauptquartier. Die Soldaten wurden in die Häuser
der Adeligen gelegt, oft zwei- bis dreihundert in ein Haus, und die Bürger
mußten sie versorgen. In denjenigen Wohnungen, deren Besitzer in däni-
schen Diensten standen, wurde Alles ruinirt; das Holzwerk wurde abgerissen
und verbrannt. Wer wollte es den Bewohnern des Landes verdenken, wenn
sie glaubten, die schwedische Armee bestände aus Türken, Tartaren und Ko-
sacken, und wenn sie diesen Krieg später den Polackenkrieg nannten!
Am 14. und 15. August besuchte Karl Gustav seinen Schwiegervater
auf Gottorf. Er wurde mit aller Zuvorkommenheit empfangen; aber es
findet sich keine Spur, daß der Herzog auf seines Schwiegersohns Seite ge-
treten wäre. Der Herzog suchte vielmehr den zürnenden Schwedenkönig zu