1866 -
Schleswig
: Schulbuchh. Heiberg
- Autor: Dücker, Johann Friedrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
245
1684, daß er zum Besten der Herzogthümer für gut befunden habe, den her-
zoglichen Antheil Schleswigs mit dem königlichen zu vereinigen, und der
Ritterschaft, den Städten und allen Einwohnern des Herzogthums, bei
Verlust ihrer Rechte, Freiheiten, Güter und Habe, ihm, dem Könige, als
alleinigem Landesherrn, zu gehorchen und treu zu fein. Auch die damals noch
herzogliche Insel Helgoland ward besetzt. Der dänische Admiral nahm
die Männer, welche mit dem Fischfang beschäftigt waren, auf der See ge-
fangen und zeigte den Frauen an, er werde die Gefangenen am Mastbaum
aufknüpsen, wenn ihm die Insel nicht binnen sechs Stunden übergeben werde.
Da nöthigten die erschrockenen Weiber den Commandanten zur Uebergabe.
Der Herzog erließ von Hamburg, wo er sich noch immer aufhielt, ein
Gegenpatent, in welchem er die Anschuldigungen des Königs widerlegte, die
Einziehung des herzoglichen Schleswigs für unbefugt erklärte und den Ein-
wohnern befahl, in der ihm schuldigen Treue zu verharren.
Als das Schloß Gottorf von den Dänen in Besitz genommen wurde,
befand sich die Herzogin, des Königs Schwester, noch dort. Sie war, feit
ihr Gemahl in Hamburg sich aufhielt, immer dort geblieben. Ihr ward
jetzt angedeutet, daß sie sich zu ihrem Gemahl nach Hamburg begeben müßte;
mit Thränen in den Augen reiste sie ab.
Am 28. Juli wurde dem Könige zu Schleswig die Huldigung geleistet.
Wer den verlangten Eid nicht leisten wollte, ward verbannt; die herzog-
lichen Räthe wurden entlassen und ihrer Güter beraubt; den Predigern
ward aufgetragen, die Gewissen der herzoglichen Unterthanen zu Gunsten des
Königs zu beruhigen. Der Herzog, seiner Einkünfte beraubt, gerieth, wie
er dem Könige von England schrieb, „in so bejammernswürdige Umstände,
daß er kein Brod für seinen Tisch zu schaffen wußte."
Solche Treulosigkeit und Gewaltsamkeit aber erregte den Unwillen der
deutschen Fürsten; auch der Kaiser Leopold I. forderte die Wiedereinsetzung
des Herzogs. Und als sich nun sogar auch das mächtige England für den
Herzog verwendete, da mußte Christian endlich nachgeben, und der in
A ltona geschlossene Vergleich vom 20. Juni 1689 setzte den Herzog noch-
mals in alle seine Rechte auf Grundlage des Rothschilds Friedens ein, und
Christian Albrecht mußte allen Ansprüchen entsagen, die er wegen der langen
Besatzung seines Landes an den König erheben konnte.
Wider Erwarten blieb die Harmonie zwischen beu beiden Landesherren
von nun an unverletzt. Der Herzog ließ die Festungswerke von Tönning
neu aufführen, und der König ließ es ruhig geschehen. Der Herzog hielt
Truppen, und der König erhob keine Einwendungen dagegen. Der Herzog
wünschte eine Post für seine Länder anzulegen, und der König gestattete, daß'
dieselbe durch sein Gebiet ging. Der König wollte die Festungswerke von
Rendsburg erweitern, und der Herzog trat ihm deßhalb die Vorstadt ab,
ohne welche der königliche Plan nicht durchgeführt werden konnte. Der
Herzog erhielt dafür ein Dorf.
Das Land bedurfte aber auch der Friedensjahre; denn es hatte unter
dem Zwiespalt in der Landesherrschaft furchtbar gelitten. Der König hatte
die Kraft desselben durch seine drückende Besteuerung erschöpft. Beamte,
Prediger und andere Unterthanen, welche dem Herzog hatten treu bleiben
wollen, waren verjagt, gemißhandelt, gefangen genommen rvorden, hatten