1866 -
Schleswig
: Schulbuchh. Heiberg
- Autor: Dücker, Johann Friedrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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an die Spitze der Staatsgeschäfte stellte. Aber die Feinde Karls, in deren
Händen fast alle seine deutschen Besitzungen waren, Peter der Große, Friedrich
August von Polen und Sachsen und Friedrich Iv., traten zu einem engeren
Bündniß zusammen, welchem sich jetzt auch Friedrich Wilhelm I. von Preußen
und Georg I., König von England und Kurfürst von Hannover, anschlosfen.
Bei dieser Gelegenheit verkaufte Friedrich Iv. (mit welchem Recht? darf man
natürlich nicht fragen) die seither besetzt gehaltenen Herzogthümer Bremen
und Verden an Hannover.
Da der Administrator Christian August zu Karl Xii. nach Stralsund
gegangen war und ihm feine in Pommern stehenden Truppen überlassen
hatte, so ließ Friedrich Iv. auch das bischöflich-lübecksche Gebiet besetzen.
Karl wollte sich zuerst auf Preußen, als den kleinsten und verwegensten
Nachbar, werfen und verlangte von ihm die Herausgabe Pommerns. Sie
ward ihm natürlich abgeschlagen, und zwei preußische Armeen, verstärkt durch
dänische, polnische und hannöversche Truppen, rückten im Sommer 1715 auf
Stralsund und Wismar los. Von einer zu großen feindlichen Uebermacht
umgeben, sah sich Karl Xii. noch im Deeember desselben Jahres geuöthigt,
sich nach Schweden einzuschiffen, und zwei Tage später fiel auch Stralsund
in die Hände seiner Feinde.
Den Winter über war sein Finanzminister Görz darauf bedacht, Hülfs-
guellen zur Fortsetzung des Krieges zu eröffnen; denn das arme Schweden
hatte unter dem langen Druck furchtbar gelitten. Selbst das Heer war im
elendesten Zustande und nicht einmal gehörig gekleidet. Die wenigsten Sol-
daten hatten ordentliche Wehrgehenke, sie trugen den Degen an einem Strick
oder Bindfaden. Da kein Geld mehr im Lande war, so zahlte der Hof alle
Besoldungen in Papiergeld und in kupfernen Thalern aus, die ihrem innern
Werth nach nicht einen Groschen werth waren.
Aber auch im folgenden Jahre (1716) waren Karls Unternehmungen,
die gegen Norwegen gerichtet waren, unglücklich. Die Einwohner leisteten
ihm tapfern Widerstand, und der dänische Admiral Tord enskiold, ein
ehemaliger Schneiderjunge, verbrannte die schwedische Flotte, die dem König
neue Lebens - und Kriegsbedürfnisse zuführen sollte.
Die beiden nächsten Jahre verstrichen in Unterhandlungen. Minister
Görz war unermüdlich thätig, seinem bedrängten Herrn Luft zu machen und
das gewaltige Bündniß gegen Schweden zu trennen. Dieß gelang ihm mit
Keinem besser als mit dem russischen Kaiser. Rußland und Schweden ver-
banden sich in dem geheimen Kongreß auf den Alandsinseln zu gegen-
seitigen Hülssleistungen. Karl wollte Peter alle von ihm eroberten Pro-
vinzen, außer Finnland, lassen; aber dafür sollte Peter ihm alle seine deut-
schen Länder wieder erobern, auch zugeben, daß Karl ganz Norwegen durch
Eroberung mit Schweden vereinige.
Man war noch nicht ganz mit diesem Plan ins Reine gekommen, als
Karl, der unmöglich länger ruhen konnte, seinen vorhin vereitelten Plan,
Norwegen zu erobern, wieder aufnahm. Er theilte sein Heer, 27,000 Mann,
in zwei Hausen; der eine sollte unter General Armseld über das Gebirge
in Drontheim einbrechen, den andern führte er selbst gegen Friedrichshall
(1718).
Aber wieder heftete sich das Unglück an seine Fersen; Armfelds Heer