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1. Bilder aus der schleswig-holsteinischen Geschichte - S. 255

1866 - Schleswig : Schulbuchh. Heiberg
255 wurde öffentlich an der Hamburger Börse dem Meistbietenden zugesagt; ein Magister Heumann, Schwiegersohn eines reichen Müllers, erhielt ihn für 1000 Thaler. Er war als Prediger ganz untauglich, und es wird erzählt, daß man ihm, als er auf dem Sterbebett im Todeskampfe lag, Spielkarten vorgehalten habe mit der Frage, ob er noch die Farben unterscheiden könne. Die Stelle eines Kammerpräsidenten hatte Görz seinem Schwager für 45,000 Thaler verkauft. Dabei wurden die Abgaben erhöht und Schulden auf Schulden gehäuft. Einen großen Theil der Gelder gebrauchte Görz zu seinen kostbaren Geschäftsreisen, mit dem andern bereicherte er sich selbst auf die schamloseste Weise und lebte davon in fürstlicher Pracht und grenzenloser Schwelgerei. Um einen Tanzlehrer für seine Kinder zu gewinnen, setzte er einen alten Professor in Kiel ab und gab dessen Gehalt dem Tanzlehrer. Richterliche Aussprüche wurden, wenn sie mißfällig waren, unter allerlei Vorwänden unkräftig gemacht, ja sogar im Protokoll ausgelöscht. Einem Beamten in Eiderstedt, der nichts mehr erpressen konnte, gab Görz die Antwort: „Sein Herr, der Herzog, wolle keine Bettler im Lande haben; wer nicht geben könne, was befohlen werde, der möge zum Teufel laufen, man würde dann bessere Einwohner ins Land ziehen." Durch ein solches Verfahren hatte Görz in Schleswigholstein freilich fein Schicksal verdient; was ihm aber in Schweden zur Last gelegt wurde, war Erfindung und daher hier seine Hinrichtung ein Justizmord. Der Herzog Karl Friedrich war nun ein Fürst ohne Land. Seinem Oheim, dem Administrator, hatte Friedrich Iv. die fürstlich-lübeckschen Lande zurückgegeben, weil Karl Friedrich alle Schuld wegen der Einlassung Steen- bocks in Tönning auf sich genommen hatte; aber desto entschiedener beharrte der König darauf, den herzoglicheil Antheil beider Herzogthümer zu behalten. Da in Schweden bei dem jetzigen Stand der Sache auch Nichts mehr für ihn zu machen war, so entschloß sich Karl Friedrich, jetzt neunzehn Jahre alt, dieses Land zu verlassen. Er erhielt Reisegeld, ging nach Rostock, ver- weilte einige Tage auf den Gütern seines neuen Ministers Bassewitz und traf am 15. Juni 1719 bei seinem Oheim, dem Bischof Ehristiall August, ein. Von der schwedischen Regierung wurde nun unter großen Aufopferungen mit allen Feinden Frieden geschloffen. England-Hannover erhielt Bremen und Verden für eine Million Thaler, Preußen Vorpommern bis an die Peene für zwei Millioneil Thaler; Dänemark gegenüber verzichtete Schweden auf die Befreiung vom Sundzoll; Rußland behielt die Ostseeprovinzen für zwei Millionen Thaler; Friedrich August ward als König von Polen aner- kannt; an den Herzog von Gottorf schien Niemand zu denken; selbst Peter hatte nichts für ihn gethan. Das holsteinische Gebiet hatte Friedrich Iv. dem Herzog auf Andrängen des Kaisers von Deutschland zurückgegeben; um auch das schleswigsche zu erhalten, war Karl Friedrich im März 1721 nach Rußland gegangen. Er wurde vom Kaiser sehr gütig ausgenommen, seine Anwesenheit aber eigentlich nur benutzt, um günstige Bedingungen im Abschluß des Friedens mit Schweden zu erlangen; denn die schwedische Kö- nigin mußte den Herzog als den rechtmäßigen Thronerben Schwedens an- sehen, und Peter drohte ihr, denselben unterstützen zu wollen, wenn sie ihm nicht bewillige, was er forderte. Als aber im August der Frieden abge- schlossen ward, war von den Ansprüchen des Herzogs nicht länger die Rede.
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