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1. Bilder aus der schleswig-holsteinischen Geschichte - S. 257

1866 - Schleswig : Schulbuchh. Heiberg
257 von Rittern und Prälaten und behielten die bisherige Gemeinschaft in Ver- fassung, Rechtspflege, Gesetzgebung und Sprache. 43. Die Ranzau'h. Das Geschlecht der Ranzau war schon zur Zeit der Schauenburger ein zahlreiches und mächtiges adliges Geschlecht in Schleswigholstein, und wir haben schon bei der Herzogswahl bemerkt, daß diese Familie auf den Aus- fall derselben großen Einfluß hatte, indem sie sich für Christian I. entschied. Niemand aber aus diesem Geschlecht ist berühmter geworden, als der alte Feldmarschall Johann Ranzau, der 1559 die Armee kommandirte, welche die Selbstständigkeit Dithmarschens vernichtete. Johann Ranzau war 1492 geboren und also 1500, als Wulf Jsebrand die große Garde und das ganze dänische Heer zwischen Hemmingstedt und Meldorf aufs Haupt schlug, acht Jahre alt. Welcher Geist aber den Knaben beseelte, konnte man daran erkennen, daß er den Dithmarschern, wie einst Hannibal den Römern, bittere Rache schwur, weil unter den Gefallenen auch sein ältester Bruder war. So war denn sein Sinn von früher Kindheit an hauptsächlich daraus gerichtet, ein tüchtiger Krieger zu werden, und ritterliche Uebungen waren ihm die liebsten. Schon als 13slhriger Knabe dünkte er sich stark genug, sich am Kriege selbst zu betheiligen. Ohne Vorwissen seiner Mutter ließ er sich ein Pferd satteln, und ritt in ein nahes Feldlager, um sich in der Kriegskunst zu versuchen. Dießmal aber ward er noch wieder zurückgeholt, um seine Ausbildung zu vollenden. Er mochte denn auch einsehen gelernt haben, daß der Krieg kein Kinderspiel sei, und benutzte seine Jugendzeit fortan ernstlich zur Erlangung nützlicher Kenntnisse, ohne welche man auch schon damals nichts Sonderliches werden konnte. Als vierundzwanzigjähriger Jüngling ging er auf Reisen und kam über England nach Spanien. Johann Ranzau war gut katholisch erzogen, und daher können wir es begreifen, daß er Spanien nicht verlassen wollte, bevor er den heiligsten Ort der Spanier, die angebliche Grabstätte des heiligen Jacobus, besucht und an derselben sein Gebet verrichtet hatte. St. Jacob konnte aber das Sehnen seines Herzens nicht stillen, er mußte das heilige Land selbst sehen, und so trat er denn von Spanien aus eine Reise nach Jerusalem an und hatte die Ehre, in dieser ehrwürdigen Stadt zum Ritter geschlagen zu werden, wahrscheinlich der letzte Schleswigholsteiner, der dieser Auszeichnung theilhaftig ward; denn es geschah in demselben Jahr, in welchem der Augustinermönch in Wittenberg seine 95 Sätze an die Schloßkirche schlug und dadurch im Norden allen Wallfahrten ein Ende machte. Seine Anwesenheit in Jerusalem wäre ihm übrigens bald theuer zu stehen gekommen; denn er war nahe daran, gefangen genommen zu werden. Der irrende Ritter entkam nur mit genauer Noth und landete in Neapel. Natürlich war nun sein erster Gang zum Papst, dem er nach der Sitte seiner Zeit den Fuß küßte. Mit dem päpstlichen Segen reiste er dann weiter durch Italien, Frankreich und Deutschland in die Heimath. Hier konnte den beherzten, frommen, weitgereisten Mann Niemand besser brauchen als Friedrich I., der damals nur noch Herzog von Gottorf, nicht König von Dänemark war; denn in Dänemark herrschte noch der böse 17
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