Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Bilder aus der schleswig-holsteinischen Geschichte - S. 270

1866 - Schleswig : Schulbuchh. Heiberg
270 ermordet, und seine Gemahlin, die nordische Semiramis, bestieg als Katha- rina Ii. den russischen Thron. Die Thronumwälzung in Rußland befreite Friedrich V. von der drohen- den Gefahr; denn Katharina rief das Heer zurück, und im August verließen auch die Dänen ihre Stellung in Mecklenburg. Um die Kosten der Kriegsrüstung bestreiten zu können, hatte Friedrich V. vor dem Einmarsch in Mecklenburg Hamburg besetzt und sich' von dieser Stadt 1 Million Speciesthaler geliehen; um dieselbe abzutragen, legte er jetzt seinem Lande eine außerordentliche Steuer auf, die so verhaßte Kopf- steuer, welche von jeder Person nach vollendetem zwölften Lebensjahre mit einem Thaler Courant jährlich entrichtet wurde und welche nur eine vorüber- gehende sein sollte. Da dem Fürsten nicht das Recht zustand, ohne Be- willigung der Stände dem Lande neue Steuern aufzulegen, so protestirte die Ritterschaft, aber vergebens. Die Steuer ward erhoben, und zwar nicht vorübergehend, sondern über achtzig Jahre lang. Peter Iii. hinterließ einen achtjährigen Sohn, Paul Petrowitsch, und Holstein-Gottorf hatte also abermals das Unglück, unter einer vormund- schaftlichen Negierung zu stehen. Natürlich hatte die Kaiserin großen Einfluß auf die Verhältnisse des Landes, und da war es denn wenigstens ein Glück, daß sie für Holstein eine besondere Vorliebe hatte. Ihre Mutter, die Schwester des Königs Adolf Friedrich von Schweden, hatte auf dem Gute Neudorf bei Lütjenburg gewohnt, und Katharina hatte hier die Tage ihrer ersten Jugend verlebt. Dieser Vorliebe mag es auch zuzuschreiben sein, daß sie das Schloß in Kiel durch den berühmten Baumeister Sonn in aus Hamburg neu aufbauen ließ. Das Schloßgebäude war übrigens auch so schadhaft, daß es ohne Lebensgefahr nicht mehr bewohnt werden konnte. Auch die verfallene, -hundertjährige Universität ward neu erbaut und am 1. October 1768 durch den Bischof Friedrich August, der zugleich Statthalter des Landes war, feierlich eingeweiht. Ein Observatorium, eine Reitbahn wurden neu aufgebaut, aus der großfürstlichen Kammerkasse jährlich 2000 Thaler für die Universität bewilligt. Der Geheimrath Saldern, der bei der Kaiserin in großer Gunst stand, war eifrig bemüht, die Verfassung des Landes zu verbessern; er war es auch, der in Kopenhagen auswirkte, daß allen Schles- wigholsteinern, die studirten, vorgeschrieben wurde, wenigstens zwei Jahre die Kieler Universität zu besuchen (das sog. Biennium). Diese Verfügung hat nicht bloß der Universität genützt, sondern auch dem Lande, das durch dieselbe vor der Anstellung von Ausländern bewahrt wurde. Das Geschäft des Austausches wurde von Katharina begünstigt, und es kam ein vorläufiger Vertrag zu Stande, bevor der Großfürst Paul noch mündig geworden war. Bei dem Abschluß dieses Vertrages vereinigten sich auch beide Regierungen, auf ihre Ansprüche auf Hamburg zu verzichten. Hamburg wurde als unmittelbare freie Reichsstadt anerkannt und brauchte nun nicht ferner jährlich Bier, Wein und Eßwaaren nach Segeberg und Gottorf zu liefern und beim Tode eines regierenden Landesherrn zu läuten. So ganz billig war aber die Reichsfreiheit nicht. Die Millionen, welche Hamburg vom König, und die Drittelmillion, welche es von der groß- fürstlichen Regierung zu fordern hatte, mußten für den Schauenburger Hof in Hamburg und für einige Elbinseln quittirt werden.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer