1866 -
Schleswig
: Schulbuchh. Heiberg
- Autor: Dücker, Johann Friedrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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Den eigentlichen Austausch erlebte Friedrich V. nicht; denn er starb
1766 am 14. Januar. Sein Sohn Christian Vii. folgte ihm. Unter ihm
ward das Geschäft beendigt. Großfürst Paul war 1772 volljährig geworden
und konnte den Vertrag seiner Mutter von 1667 genehmigen. Er verzichtete
am 1. Juni 1773 auf den Gottorfer Antheil an Schleswig, wie auf das
großfürstliche Holstein und erhielt dafür die beiden Grafschaften Oldenburg
und Delmenhorst; diese beiden Grafschaften, deren Erwerb vor hundert
Jahren die Spannung zwischen den schleswigholsteinischen Landesherren
vergrößert hatte, wurden also nun das Mittel zur Versöhnung. Chri-
stian Vii. Bruder, der Erbprinz Friedrich, verzichtete auf die Nachfolge im
Bisthum Lübeck; Friedrich August, der Fürstbischof, erhielt vom Groß-
fürsten die beiden Grafschaften, die im folgenden Jahre zu einem Herzog-
thum Oldenburg erhoben wurden, zum Geschenk; sein Sohn Peter Friedrich
Wilhelm wurde statt des dänischen Erbprinzen zum Nachfolger im Bisthum
erwählt.
Die Uebertragung des holsteinischenäntheils wurde am 16. November
1773 auf dem Schlosse feierlich vollzogen und Christian Vii. war somit,
bis auf einige kleine Theile der abgetheilten Herren, Herzog von ganz
Schleswigholstein; denn die Plöner Linie war schon 1761 erloschen und
das Plöner Gebiet (Stadt und Schloß Plön, die Aemter Plön, Traventhal,
Reinfeld und Rethwisch) war nach einem schon 1756 abgeschlossenen Erb-
vertrag an die königliche Linie gefallen.
Von 1481 bis 1773, also fast drei Jahrhunderte, hatte Schleswig-
holstein meistens zwei Landesherren gehabt, die, unbeschadet der Verbindung
beider Her^ogthümer, jeder einen Theil sowohl von Schleswig als von
Holstein als ihr besonderes Gebiet ansahen und behandelten. Die Streitig-
keiten und Kriege der beiden Fürstenhäuser haben den Herzogthümern viel
Geld und Menschenleben gekostet; doch hatte diese Theilung das Gute, daß
die herzogliche Linie es der königlichen stets unmöglich machte, die Herzog-
thümcr in dänische Provinzen zu verwandeln. Einer der regierenden Fürsten
hatte immer seinen Sitz im Lande und war dem Rechte desselben eine Stütze,
und trug dazu bei, die selbstständige deutsche Entwicklung der Lande zu
fördern. Seit aber die Gottorfer aus Schleswig verdrängt waren und
namentlich seit Holstein-Gottorf von Rußland aus regiert wurde, konnte
die Herrschaft der Gottorfer dem Lande keinen sonderlichen Nutzen in dieser
Richtung mehr bringen, und Schleswigholstein selbst mußte im Interesse
seiner Zusammengehörigkeit die Vereinigung unter der königlichen Linie als
ein Glück betrachten. Daher hatte das Streben der dänischen Könige nach
dieser Vereinigung auch im Lande selbst keinen Widerstand gefunden.
45. Zwei Palastrevolutionen.
I.
Christian Vii. war 17 Jahre alt, als er 1766 den Thron seines
Vaters bestieg. Er hatte viel gelernt, und das Land blickte mit großen
Hoffnungen auf den jungen König. Als er sich im Herbst desselben Jahres
mit Her schönen, fünfzehnjährigen Prinzessin Caroline Mathilde von