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1. Bilder aus der schleswig-holsteinischen Geschichte - S. 272

1866 - Schleswig : Schulbuchh. Heiberg
272 England verheiratete, ,,wetteiferte daher auch Alles, der erhabenen Schön- heit Rosen auf den Weg zu streuen und Weihrauch zu opfern; denn Jeder hoffte, daß sich nun Freude und Glück vom Thron bis in die niedrigste Hütte verbreiten werde". Das wurde aber bald ganz anders. Die Stiefmutter des Königs, die berüchtigte Braunschweigerin Juliane Maria, hätte gern ihrem Sohn Friedrich die Krone zugewendet, und arbeitete mit ihren Creaturen un- ermüdlich daran, das Glück des jungen Ehepaares zu untergraben. Zunächst wurde darauf hingewirkt, den jungen, leidenschaftlichen König in Aus- schweifungen aller Art hineinzuziehen und dadurch die verbundenen Herzen zu trennen, was nur zu gut gelang. Nachdem ihm am 28. Januar 1768 ein Sohn geboren war, den er Friedrich nannte, trat der junge König im Mai eine Reise nach Frankreich und England an. Bereits während dieser Reise hatte der Leibarzt Johann Friedrich Struensee sich bei dem Könige sehr angenehm zu machen gewußt. Er war der Sohn eines Predigers in Halle, der später General- superintendent im königlichen Antheil von Schleswigholftein wurde. Bis zur Reise des Königs war Struensee Physikus in Altona gewesen; nach der Rückkehr blieb er in des Königs Nähe und war nun eifrig bemüht, auch die Gunst der Königin zu erlangen. Eine Blatternseuche, die eben damals in Kopenhagen herrschte, gab dazu Gelegenheit. Die Schutzpocken waren damals noch selten; Struensee impfte den Kronprinzen, um ihn vor der Seuche zu schützen, und das gelang. Da zog ihn die Königin auch weiter bei der Behandlung des schwächlichen Knaben zu Rathe. Struensee drang auf Abhärtung, und die Kränklichkeit des Kindes wich unter seiner Behandlung mehr und mehr. Diese glänzenden Erfolge verschafften dem geschickten Leib- arzt die Gewogenheit der Mutter; König und Königin schenkten dem begabten, kenntnißreichen Mann ihr unbedingtes Vertrauen, und Struensee war bald auch in anderen als ärztlichen Sachen ihr Rathgeber. Der König hatte ihn zu seinem Vorleser erkoren, und als solcher trug er dem Monarchen den Inhalt aller Eingaben vor. Der König entschied dann die Sachen in Gegenwart seines Leibarztes, und dieser leitete bald unter dem bescheidenen Titel eines Vorlesers alle Staatsangelegenheiten. Personen, die seinen Plänen hinder- lich waren, wurden aus dem Staatsdienst oder wenigstens aus der Nähe des Königs entfernt und andere an ihre Stelle gebracht. So ward der bisherige Minister Bernstorf entlassen und Struensee's Freund Brandt als Gesellschafter des Königs angestellt. Struensee stieg jetzt von einer Ehrenstufe zur andern und wurde endlich am 15. Juli 1771 förmlich zum geheimen Kabinetsminister ernannt und darauf nebst seinem Freunde Brandt in den Grafenstand erhoben. Der neue Minister griff nun reformirend in alle Zweige der Staats- verwaltung ein. Er schaffte die Tortur ab, schränkte die Leibeigenschaft ein, erlaubte die Haustaufen, errichtete Findelhäuser, erließ zweckmäßige Verordnungen gegen den Müssiggang und für die Armen, schaffte viele Festtage ab, „weil sie mehr zum Müssiggang als zur Gottesverehrung gebraucht wurden," verbesserte das Lootsen- und Postwescn, suchte die Steuern zu vermindern und verkündigte die uneingeschränkte Preßfreiheit. Der Einfluß und die Neuerungen des Emporkömmlings weckten natür-
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