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1. Die vorchristliche Zeit - S. 39

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Babylonier und die Assyrier. 39 Laufe seiner Geschichte kenntlich bleibt, verwischen zu können. Die ge- ringe Festigkeit, welche der Herrschaft solcher in geordnete Staaten ein- gedrungenen Nomaden eigen zu sein pflegt, mag den Uebergang des Landes unter die Herrschaft desjenigen Volkes erleichtert haben, dessen Könige Berosus die sechste Dynastie Babyloniens nennt, der Assyrier, mit deren Geschichte die der Chaldäer sich jetzt verflicht. 2. Nach der heiligen Schrift ist der assyrische Staat durch eine von Babylonien aus gegründete Ansiedelung an der Ostseite des oberen Tigris entstanden, der auch die große Königsstadt Ninive, oberhalb der Mündung des großen Zab an der Ostseite des Tigris gelegen, ihren Ursprung verdankt. Dieser Staat, dessen Bevölkerung man sich als aus semitischen und iranischen Bestandtheilen erwachsen denken muß, ist durch Eroberungen zu einer ausgebreiteten Herrschaft in den an einander grenzenden iranischen und semitischen Theilen von Asien gelangt und die Lage der Stadt Ninive entspricht recht deutlich dem Bedürfnisse einer nach diesen beiden Seiten hin zu behauptenden Herrschaft. Das am Orus und am Jarartes gelegene Baktrien, Theile des Hochlandes von Iran, die Ebenen des Euphrat und des Tigris haben Bestandtheile desselben aus- gemacht und manchen Spuren zufolge hat sich sein Einfluß bis tief nach Kleinasien hinein verbreitet, ehe die Völker an den Küsten des Mittelmeeres von ihm berührt wurden. An die Spitze desselben stellen griechische Nachrichten Ninus und seine Frau und Nachfolgerin Semiramis, und berichten von dem ersteren Kämpfe in Baktrien, Armenien und Medien, von der letzteren große, wahrscheinlich sagenhaft so weit ausgedehnte Eroberungszüge nach Indien, Aethiopien und Libyen. Beide gehören zu den mythischen Wesen, unter welchen ursprünglich vergötterte Natur- kräste verstanden waren, auf welche aber im Laufe der Zeit die Sage die Thaten des ihnen dienenden Volkes übertrug, bis sie sich in mensch- liche Herrscher umdeuteten. Die Königin Semiramis, gleich andern Gebilden heidnischen Götterglaubenö Sittenlosigkeit und Grausamkeit mit Thatkraft und Heldenthum vereinend, deutet als Tochter der syri- schen Göttin Derketo, die, wie die Tochter die Tauben, so ihrerseits den Fisch zum Sinnbilde hat, auf einen weit durch das vordere Asien ver- breiteten Götzendienst und vielleicht läßt sich die Sage von ihrem durch ihren aufrührerischen Sohn Ninyas veranlaßten Verschwinden als my- thische Erinnerung einer Umwälzung ansehen, durch welche eine mit jenem Götzendienste zusammenhängende priesterliche Regierung einer auf Kriegsmacht beruhenden Herrschaft weichen mußte. Eine Reihe von dreißig Königen, sämmtlich von Ninyas abstammend und nach der Mutter der Semiramis die Derketaden genannt, folgte, gleich Ninyas weibisch, weichlich, in Unthätigkeit und Sittenlosigkeit versunken. Der letzte von ihnen ist Sardanapal, der einem Aufstande der empörten Meder und
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