1855 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Kiesel, Karl
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Die Israeliten.
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einbar war, obgleich sich unter der Voraussetzung, daß der König nicht
aus des Volkes, sondern aus Gottes Wahl hervorgehe, schon im Pen-
tateuch Grundzüge einer monarchischen Verfassung niedergelegt finden,
widersetzte sich Samuel dem Verlangen des Volkes nach einem Könige.
Er schilderte dem Volke den Druck despotischer Willkühr, welcher die
Gewalt eines kriegerischen Fürsten verfällt, wenn ihr keine Vertretung
göttlichen Rechtes das Gegengewicht hält. Als er aber durch Schilde-
rung des Drucks, den das Königthum mit sich bringen könne, das Volk
von seinein Begehren nicht abbrachte, flehte er zu Gott um Erleuchtung
und als er den göttlichen Willen, welcher ihn nachgeben hieß, erkannt
hatte, wählte und salbte er den durch äußere Vorzüge ausgezeichneten
Saul aus Gibeah. Um jedoch in der entscheidenden Zeit des Ueber-
ganges zu einer anderen Verfassung das Volk der geistigen Leitung nicht
zu berauben, um einen religiösen Einfluß auf das ueu gegründete Kö-
nigthum zu sichern, gab er auch, als Saul zum Könige gesalbt war,
die Richterwürde nicht auf und fand zu Bewahrung seines Einflusses
fortwährenden Anlaß in der ganz äußerlichen Richtung Sauls, in dessen
Hand das Königthum nur ein Heerführerthum war. Der Mangel an
Folgsamkeit, welchen Saul gegen die Befehle Samuels zeigte, führte
seine Verwerfung und die Uebertragung seiner Würde auf einen Ande-
ren herbei. Die Darstellung des religiösen Ideales im Königthume
konnte mn des Königs willen, der dazu unfähig war, nicht aufgegeben
werden. Hatte Samuel nach Sauls Siegen über die Ammoniter den-
selben in feierlicher Versammlung zu Gilgal, wo er sich hinsichtlich seiner
Verwaltung vor dem Volke rechtfertigte, aufs Neue bestätigt und so die
im alten Freiheitsgefühl noch der Einheit widerstrebenden Stämme zum
Gehorsam gegen ihn aufgefordert, so sagte nach dem Siege über die
Amalekiter der Prophet sich von ihm los, weil er nicht nach erhaltenem
Befehle Alles, was ihm in die Hände gefallen war, getödtet und weil
er sich Beute zugeeignet hatte. Saul fühlte, daß die Kraft, die er
durch Samuels Salbung erhalten, von ihm wich. Denn als nach dem
Opfer, das er unfern der Philistergrenze zu Gilgal gebracht, der Pro-
phet von ihm schied, suchte er ihn am Gewände festzuhalten, aber dieses
riß und die Trennung war so entschieden, wie der Riß des Gewandes.
Das Königthum ging in den Stamm Inda über, ans welchem David
zu Sauls Nachfolger erkoren wurde. Er, als Hirt auf den Triften
Bethlehems lebend, wurde, da er kaum den Knabenjahren entwachsen
war, zum Könige gesalbt und der Segen dieser Wahl brachte reiche
Früchte in der Seele des Jünglings. Noch hütete eine Zeit lang Saul
mit Eifersucht die ihm abgesprochene Macht und die Verhältnisse, in
welche David zu ihm gerieth, dienten dazu, die Anlagen, durch welche
dieser zu Erneuerung des religiösen Lebens in seinem Volke befähigt