1855 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Kiesel, Karl
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Die Griechen vor dem Kampfe mit den Persern- 177
Maß zurückgeführt wurde. Zu diesem Zwecke fand für den Spartiaten
von Vollendung des siebenten Lebensjahres an ein beständiges Einüben und
Beschulen statt, ihm die für die gemeinsamen Zwecke erforderliche Brauch-
barkeit zu geben und ihn der Unabhängigkeit frei gewählter Thätigkeit oder
eines eigenen Hausstandes fern zu halten und der Einzelne blieb auch
über jene Uebungszeit hinaus unter immerwährender Ueberwachuug.
Körperliche Uebungen gaben die zum Kriegsdienste nöthige Stärke und
Ausdauer und die kriegerischen Uebungen sorgten für die Gewandtheit
in Handhabung der Waffen und Ausführung der Bewegungen. Der
Jüngling wurde an Unterdrückung jeder Kundgebung des Gefühls ge-
wöhnt und hatte, wenn keine Thätigkeit von ihm verlangt wurde, eine
scheue und unbewegliche Haltung zu zeigen. Es wurde Ehrgeiz für Er-
tragung körperlicher Schmerzen geweckt und die bloß zur Uebung ange-
stellten Kämpfe entzündeten sich zu Wuth und Grausamkeit. Eine Er-
weiterung dieser Uebungen bildeten die Jagden, welche zuweilen auf
Heloten angestellt wurden und vielen dieser Unglücklichen das Leben
kosteten. Wie so zur Ausbildung der Tapferkeit der Mord, war zur Aus-
bildung der List das Stehlen erlaubt, das nuräm Falle der Ertappung
gestraft wurde. Um aber die Bewegungen des Körpers zu regeln, trat
zu den übrigen körperlichen Uebungen Unterricht in chorischen Tänzen
hinzu, wie sie bei den Festen der Götter angewendet wurden. Den
Männern war jede auf Erwerb zielende Beschäftigung untersagt, der
Gebrauch von Gold- und Silbergeld ausgeschlossen und der Verkehr
mit Fremden dadurch erschwert, daß kein Bürger ohne Erlaubniß das Land
verlassen durfte, die Ansiedlung von Fremden aber, wodurch anderswo
der Stand der Metöken sich bildete, nicht gestattet wurde, ja zuweilen,
wenn ein Aufenthalt von Fremden eine Zeit lang geduldet worden war,
eine allgemeine Verweisung derselben, Tenelasie, statt fand. Die Mahl-
zeiten der Männer waren gemeinschaftliche, Spssitien, zu welchen sie in
Abtheilungen von bestimmter Zahl vereinigt waren und zu welchen jeder
in bestimmtem Maße beizutragen hatte. Hierauf wurde so viel Gewicht
gelegt, daß die Unfähigkeit, den Beitrag zu leisten, die Uebung der bür-
gerlichen Rechte außer Kraft setzte. Welchen Triumph darin die Hin-
gebung an den Staat über die persönliche Selbstständigkeit feierte, sprach
sich in der Sage aus, daß die Einführung dieser Sitte dem Lpkurgus
nur unter dem heftigsten Widerstande, wobei ein Jüngling mit Namen
Alkander ihm ein Auge ausgeschlagen, gelungen sei. Diese Lpkurgische
Disciplin erhielt in dem Volke eine große kriegerische Tüchtigkeit, förderte
und stärkte seine Herrschaft über andere Völker, prägte ihm aber im
Allgemeinen Rohheit auf und schloß es aus von der Theilnahme an der
Entwicklung der griechischen Bildung. Sie macht die Rolle, welche
Sparta in den folgenden Zeiten spielt, begreiflich, aber es bleibt uner-
Ktescl, Weltgeschichte.!. 12