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1. Die vorchristliche Zeit - S. 182

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
182 Die Griechen vor dem Kampfe mit den Persern. 36. Im heroischen Zeitalter hatten die griechischen Staaten eine Verfassung gehabt, welcher unter denen der späteren Zeit die sparta- nische am ähnlichsten war. Ein König, der den Heeresbefehl führte und das höchste Priesteramt bekleidete, stand an der Spitze. Er ist umgeben von einem Rathe der durch ihre Abkunft hervorragenden Männer und zugleich erscheint, obgleich es nicht befragt wird und nicht entscheidet, das versammelte Volk als eine dritte Gewalt, da ihm die Beschlüsse kund gethan werden und es zum Handeln aufgefordert wird. Weil aber hier die Abgrenzung der Befugnisse noch fehlte oder minder bestimmt war, näherte sich die Negierung der patriarchalischen Form und die Macht der Könige war entscheidender, so daß diese Verfassung, obgleich von dem orientalischen Despotismus entfernt, eine monarchische genannt werden kann. Mit und nach dem Erlöschen des heroischen Zeitalters tritt allenthalben eine Neigung zur Abschaffung dieser Verfassung her- vor. Da sich die neuen Verhältnisse großenteils durch Eroberung ge- bildet hatten, nahmen die nächsten Genossen der erobernden Heerführer nach der Niederlassung einen Antheil an der Herrschaft über die Ge- biete, die sie hatten erobern helfen, in Anspruch. Dazu fanden sie um so mehr Anlaß, als die Gewalt, welche der Heerführer bei der neuen Ordnung der Dinge über die unterworfene Bevölkerung auözuüben hatte, sie befürchten ließ, daß dieselbe sich allmälig auch über sie erstrecken werde. Die Kleinheit der staatlichen Gebiete ließ auch das Königthum nicht als unumgängliche Bedingung für das Bestehen des neu gegrün- deten Gemeinwesens ansehen. So entstanden die aristokratischen Ver- fassungen. Die Aristokratie artete in Oligarchie, die Herrschaft der Besten in die Herrschaft Weniger aus, wenn die zur Theilnahme an der Negierung Berechtigten die Leitung der öffentlichen Angelegenheiten benutzte, um eigenen Vortheil auf Kosten der übrigen Bürger zu be- fördern. Aristokratie und Oligarchie riefen theils durch Mißbrauch der Gewalt, theils durch das Mißverhältniß, in welchem sie dem größeren Theile des Gemeinwesens gegenüberstanden, Gegenbewegungen in diesem anderen Theile, der das Volk, Demos, genannt wurde, hervor. Wenn in denselben der Demos seine Ansprüche auf gleiche Berechtigung zur Geltung brachte, so entstand die Demokratie. Sehr häufig aber ent- wickelte sich aus diesen Bewegungen ein Verhältnis das die Griechen mit dem Namen Tyrannis bezeichneten, die Negierung durch einen Ein- zigen, der sich in widerrechtlicher Weise der Gewalt bemächtigt hatte. Einzelne, zuweilen selbst den Bevorrechteten angehörig, liehen sich als Vorkämpfer dem nach Erweiterung seiner Rechte strebenden Demos und brachten durch die Unterstützung, die sie bei demselben fanden, sich in den Besitz der ganzen Staatsgewalt. Eine bewaffnete Leibwache war in der Regel, wie ein Werkzeug ihrer Erhebung, so ihre hauptsächliche
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