1855 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Kiesel, Karl
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Die Griechen vor dem Kampfe mit den Persern.
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I. 676 bei einem musischen Wettstreite am Feste des Apollo in Sparta
als Sieger bekränzt wurde. Die mit der Musik verbundene Poesie ent-
wickelte sich in zwei Hanptrichlnngen, die als die äolische und die dori-
sche bezeichnet werden. Die Werke der äolischen wurden von Einzelnen
vorgetragen und die der dorischen wurden gedichtet, um bei öffentlichen
Festen von Cbören vorgetragen zu werden. Dem verschiedenen Ge-
brauche entsprach natürlich auch verschiedener Inhalt, indem die eine
sich mit persönlichen, die andere mit allgemeinen Angelegenheiten be-
schäftigte. In der äolischen Dichtungswelse ragen hervor der Dichter
Alcäus und die Dichterin Sappho, beide aus Mytilene und Zeitge-
nossen des Pittakus, und, obgleich er jonischer Herkunft war, Anakreon
aus Teos, der theils bei Polpkrates, theils bei H pparch in Atben lebte.
Von ihnen hat A'cäus außer dem eigenen inneren Leben auch die Ver-
hältnisse seiner Vaterstadt in seinen Liedern behandelt, da er, der Partei
der Aristokraten angehörig, auf ihrer Seite kämpfte und mit ihr das
Loos der Verbannung theilte, bis er unter Pittakus milder Negierung
znrückkehrte und sich mit ihr versöhnte. Zu den Meistern der dorischen
Dichtungsweise gehören Alkman ans Sardes, der als Sklave in Sparta
ausgewachsen war, sein Schüler Arion aus Metbpmna aus Lesbos, der
Freund Perianders, der ihm gleichzeitige Stesichorus aus Himera, Geg-
ner des agrigentinischen Tyrannen Phalaris, und Ibykus aus Nhegium,
Zeitgenosse des Polpkrates, bei dem er sich eine Zeit lang anfhielt.
Auch die ersten Versuche der Griechen, auf dem Wege des Denkens
Zusammenhang in die Erscheinungen zu bringen und eine Regel des
Handelns zu gewinnen, sind in griechischen Colomeen gemacht worden.
Die drei Hauptrichtnngen der beginnenden griechischen Philosophie führen
den Namen der jonischen, der pythagoreischen, der eleatischen. Die
Männer, welche die einzelnen Richtungen eingeschlagen haben, sind der
Milesier Thales, der Samier Pythagoras, der Kolophonier Tenophanes,
von denen der zweite, ein Zeitgenosse des Polpkrates, zu Kröten, der dritte
in etwas späterer Zeit zu Elea lehrte. Von ihnen hat nur der letzte
Aufzeichnungen über seine Lehre hinterlassen und diese haben noch die
dichterische Form, welche in der ganzen bis dahin von den Griechen
durchlebten Zeit die einzige für eine planmäßige und geordnete schrift-
liche Darstellung war.