1855 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Kiesel, Karl
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
bis zur Schlacht bei Mantinca.
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es leicht erklärt, sondern auch das seit der Schlacht von Delium zum
spartanischeu Bunde gehörige, stets vor allen Griechen den Athenern
feindliche Theben entgegen. Thebens Hauptaugenmerk war die Be-
hauptung seiner Herrschaft über die andern böotischen Städte. Nun
waren aber die Spartaner der Vereinigung von mehreren Städten unter
einer Herrschaft entgegen, wie sie dies schon den Mantineern und Eleern
gegenüber gezeigt hatten. Seit dem Kriege durste man erwarten, daß
sie in dieser Weise allenthalben verfahren und selbst den bisherigen
Bundesgenoffen gegenüber eigentliche Herrschaft zu üben versuchen
würden. Athen aber schien unter der Herrschaft der Dreißig ein Aus-
gangspunkt für die gegen das nördliche Griechenland gerichteten Be-
strebungen werden zu sollen. So von Mißtrauen erfüllt boten die
Thebaner den athenischen Flüchtlingen eine Zufluchtsstätte und von The-
den aus erfolgte der Sturz der Gewaltherrschaft in Athen. Eine kleine
Schaar, von Thraspbulus geleitet, setzte sich in Besitz des festen Grenz-
orteö Phple und von hier aus des Piräus, wo überhaupt die demo-
kratische Partei überwiegend war und wo ihnen daher große Verstärkung
ward. Die mit der spartanischen Besatzung gegen sie ausrückenden
Dreißig wurden in einem Gefechte geschlagen, in welchem Kritias fiel.
Nun wurde in der Stadt selbst die Stellung der Gewalthaber unhalt-
bar, weil auch unter den Dreitausend sich viele bei der Wendung des
Glücks mit Unwillen gegen sie erhoben. Sie wurden abgesetzt und
zogen sich nach Eleusis zurück, während man in der Stadt zehn Männer
erwählte um eine Verfassung zu entwerfen. Doch die neue Obrigkeit
war gleich der alten den Spartanern ergeben und Lat diese um Hülfe.
Jetzt war die von Thraspbuluö vertretene Sache des alten Athens ver-
loren, wenn nicht die inneren Verhältnisse Sparta's die zur Unterwer-
fung Athens getroffenen Maßregeln lähmten. Sparta war durch den
Verlauf des Krieges größtentheils in eine neue Richtung Hineingetrieben
worden. Die Ausbildung des Seelebens, die Annahme des Söldner-
wesens, die Gewöhnung an Eroberung, die Bekanntschaft mit genuß-
reicherem Leben, bedrohten den ursprünglichen Charakter des Staates.
An der Spitze der neuerungslustigen Partei stand Lpsander, der schon
bei seinem ersten Auftreten der alten Ordnung so gefährlich geworden
war, daß sein Nachfolger Kallikratidas beim Antritte seines Amtes mit
Mißstimmung auf der Flotte zu kämpfen gehabt hatte. Nachdem nun
sein Ansehn durch die Beendigung des Krieges zu noch bedenklicherer
Höhe gestiegen war, konnte eine Spannung zwischen ihm und den Freun-
den des alten Spartanerthums nicht ausbleiben. Obgleich man daher
den Lysander als Harmosten gegen Athen ausgesandt hatte, folgte ihm
der König Pausanias mit einem Heere, um feine Unternehmungen un-
wirksam zu machen und selbst die Angelegenheiten Athens zu ordnen.