1855 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Kiesel, Karl
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Die Auflösung des makedonisch-persischen Reiches. 285
Welt als der Triumph eines unabhängigen Charakters, der in frucht-
losem Kampfe alle Kräfte aufgewendet hatte und er vollendet die Düster-
heit des Bildes, das Griechenland nach dem Erlöschen seiner nochmals
aufgeloderten Freiheitsbegeisterung bietet. Im übrigen Griechenland
leisteten nur die Aetoler noch Widerstand. Von Antipater in ihren
Bergen aufgesucht, begegneten sie ihm in mörderischem Kampfe. Doch
ehe er ihres Landes Herr geworden, riefen ihn Verwicklungen der all-
gemeinen Verhältnisse des großen Reiches von diesem Kampfplatze ab.
4. Roch entschiedener als Antipater wurde Ptolemäuö dem Ge-
tümmel entrückt, das sich auf dem weiten Schauplatze von Alexanders
Siegen um die Erbschaft seiner Macht erhob. Er hatte Alexanders
Leiche, die in dessen Heimathlande zu Aegä beigesetzt werden sollte, nach
Aegypten zu bringen gewußt, um ihr in Alexandrien ein Prachtgebüude
zu errichten und so an sein Land das Glück zu fesseln, das nach dem
Ausspruche von Alexanders Wahrsager Aristander ihr folgen sollte.
Die Abgeschlossenheit des ägyptischen Landes war für ihn früh ein
Wink, hier auf die Dauer eine eigene Herrschaft zu gründen. Mit
einer vorsichtigen Schonung der alten Verhältnisse ordnete er die Ver-
waltung , gab dem Lande Glück und Wohlstand und beförderte in
Alexandrien, wo er seinen Wohnsitz anfschlug, griechische Cultur und
Gelehrsamkeit. Die griechische Landschaft Cyrene ließ er erobern und
über Cypern behauptete er die Herrschaft. Dagegen betheiligte er sich
an den Kämpfen der Diadochen nur soweit, als die Sicherung seines
eigenen Landes ihn zwang, der Entstehung einer überwiegenden Macht
im übrigen Reiche zu begegnen. So war also die Bildung eines neuen
ägyptischen Reiches durch diesen seine meisten Genossen an Tüchtigkeit
und Einsicht übertreffenden Feldherrn früher entschieden, als im Allge-
gemeinen das Bestreben, selbstständige Königreiche zu gründen, unver-
holen hervortrat und der Vorwand, für den einen oder den andern
der Erben Alexanders zu kämpfen, außer Anwendung kam. Sein junges
Reich hatte Ptolemäus zunächst gegen Perdikkas zu vertheidigen. Zu
dieser Vertheidigung war er genöthigt durch seine Theilnahme an dem
Kampfe des phrygischen Satrapen Antigonus gegen Perdikkas. Der
Kampf zwischen Beiden entsprang aus dem Gegensätze der Ansprüche,
die einerseits Perdikkas als Regent auf Geltung seiner Anordnungen
und der Ansprüche, die anderseits Antigonus auf Selbstständigkeit machte.
Es war natürlich, daß die Sache des Antigonus zugleich die Sache
Anderer war und diese in den Kampf hineinzog. Perdikkas hatte den
Antigonus und den Leonnatus beauftragt, den Eumenes in die ihm zu-
getheilte Satrapie einsetzen zu helfen, hatte aber, da diese dem Befehle
nicht Folge leisteten, im Jahre 322 selbst die Eroberung Kappadociens
bewerkstelligt, dessen Fürst Ariarathes in dem Kampfe umkam. Seitdem