1855 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Kiesel, Karl
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Die Auflösung des macedonisch- persischen Reiches. Z07
von Griechenland eine der besseren Zeit würdige Thatkraft gezeigt und
die Entstehung der Sage von der wunderbaren Rettung ist ein Zeichen
der Begeisterung, welche sein Heer beseelte. Diese Ereignisse leiten den
Strom der Celten gegen Osten. Da sie nicht in staatlichem Verbände
lebten, sondern ihre Schaaren sich nur für den augenblicklichen Zweck
der jedesmaligen Ranbzüge bildeten, suchten sie, sobald sie in einer Rich-
tung Widerstand gefunden hatten, eine neue. Eine der Richtungen ihrer
ferneren Züge war die nach dem Zster. Aus dessen Ebenen drängten
sie die zum thracischen Stamme gehörigen Geten nach den im Osten der
Donau liegenden Theile des jetzigen Ungarns, wo dieselben in der
Folge unter dem Namen der Dacier erscheinen. Auch in der Richtung
nach dem Borysthenes dehnten sie sich aus und wirkten zur Beschränkung
und allmäligen Vertilgung der Scythen mit, während auf diese von dem
Tanais her zugleich das Volk der Sarmaten eindrang. In Thracien
lassen sich Schwärme von ihnen nieder und bilden hier in dem ehema-
ligen Gebiete des Lysimachus für einige Zeit ein besonderes Reich. Die
griechischen Städte um die Propontis wurden von ihnen bedrängt. Der
Staat der Byzantiner aber, der seit Philipp sich einer bedingten Unab-
hängigkeit, wie Rhodus sie besaß, erfreut hatte, kam mit einer Tribut-
zahlung davon und gelangte in der nächsten Zeit durch den Muth seiner
Bürger, die Vortheile seiner Lage und die nunmehrige gänzliche Tren-
nung von Macedonien zu voller Selbstständigkeit. Dazu trug es auch bei,
daß den Feinden ein neuer Weg sich öffnete. Ein Fürst Nikomedes, der
sich in Bithynien bei dem Verfall des Reiches des Lysimachus unabhängig
gemacht hatte, gab den Celten, um sich mit ihrer Hülfe gegen Antiochus
zu behaupten, Gelegenheit zum Uebergange nach Kleinasien. Nachdem sie
ihm bei Begründung seines Reiches geholfen, ließen sie sich im nordöst-
lichen Phrygien um Ancyra nieder und von hier aus machten sie, wie
einst die Cimmerier von Sinope aus, Raubzüge und ließen sich von be-
nachbarten Fürsten zum Söldnerdienste werben. Die Zeit ihres Er-
scheinens in Kleinasien ist zugleich die Zeit der Entstehung eines neuen
Reiches im vordersten Asien. Philetärus, der Aufseher eines dem Lysi-
machus gehörigen, in dem festen Orte Pergamus verwahrten Schatzes
erhielt sich nach dem Falle seines Herrn unabhängig von Antiochus,
was ihm in der durch die Celten eingetretenen Verwirrung noch er-
leichtert wurde. Die Umstände, welche die Befestigung der übrigen
kleinasiatischen Reiche begünstigten, kamen auch diesem zu Gute.
17. In Macedonien hatte indessen noch eine Hand nach der andern
sich der Herrschaft bemächtigen wollen, ohne sie festhalten zu können.
Da erschien Antigonus, der seit Demetrius Fall einzelne Punkte in
Griechenland behauptet hatte, im Jahre 277 an der Küste und wurde,
nachdem er einen Haufen Gallier besiegt, als König anerkannt. Seine
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