1855 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Kiesel, Karl
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
324 Das ägyptische Reich unter den ersten Ptolemäern.
wendig machte, ließ diese denselben ermorden und wurde Gemahlin des
ägyptischen Thronfolgers. Zur Zeit der cyrenäischen Händel erneuerte
sich der Krieg mit Syrien, ohne daß dessen Verlauf bekannt ist. Wie
es scheint, hat Aegypten den Frieden mit Abtretung von Pamphylien
und Cilicien erkauft, die ein Gedicht des Kallimachus als Besitzungen
des zweiten Ptolemäus nennt, während sie anderswo, in einer Inschrift
zu Adule, in der Aufzählung der von ihm auf seinen Sohn vererbten
Länder fehlen. Der Friede wurde befestigt durch Vermählung von des
Königs Tochter Berenice mit dem zweiten Antiochus. Diese Heirath
aber bildete die Veranlassung eines dritten syrischen Krieges. Um ihret-
willen hatte Antiochus seine erste Gemahlin Laodice verstoßen. Sie
aber kam nachher zu einer Zeit, als der Hof sich in Ephesus aufhielt,
wieder zu ihm, gewann Einfluß und fand mit ihren um die Nachfolge
besorgten Söhnen Mittel, ihren Gemahl sowie die in Antiochien woh-
nende Berenice sammt ihren Kindern aus dem Wege zu räumen.
Dieß bewaffnete den Bruder der Unglücklichen, den dritten Ptolemäus,
zu einem Rachekriege gegen Antiochus' Nachfolger, den zweiten Seleukus.
Es ist dieses eine große Begebenheit, in der weder der Verlauf noch die
thätigen Kräfte bekannt sind. Der ägyptische König durchzog siegreich
die asiatischen Länder bis nach Baktrien und brachte aus denselben Alles,
was einst die Perser den Aegyptiern an Kunstwerken und Schätzen ge-
raubt hatten, zurück, weshalb ihm die einheimischen Priester den Ehren-
namen eines Wohlthäters, Euergetes, beilegten. Der Krieg machte die
Schwäche des Seleucidenreiches offenbar, aber Ptolemäus dachte nicht
an Welteroberung, welche die Grundlage seiner Macht preisgegeben
haben würde. Ein Aufstand in Aegypten verlangte auch Beschleunigung
seiner Rückkehr. Er nahm das gesammte Syrien als Lohn seiner
Siege und so stand Aegypten auf der Höhe seiner Macht, welche, da
auch Cilicien und Pamphylien wieder gewonnen waren, sich über alle
Küstenländer des östlichen Mittelmeeres ausdehnte. Diesen seinen Siegen
hat der König auf einem nach Süden unternommenen Zuge zu Adule
ein Denkmal gesetzt, ans welchem seine Eroberungen verzeichnet waren.
Der übrige Theil von Ptolemäus' äußerer Thätigkeit bezieht sich auf
Griechenland, wo die gegen Macedonien gerichteten Bestrebungen nach
der ganzen Richtung der ägyptischen Staatskunst bei ihm Unterstützung
fanden.
10. Mit dem Tode des dritten Ptolemäus endete die Blüthezeit
des Reiches. In den folgenden Königen zeigt sich nicht die schöpferische
Kraft der drei ersten. Hatte schon unter den drei ersten die Bildung
keine sittliche Grundlage gehabt, sondern dem Leben nur eine glänzende
Außenseite gegeben, namentlich am Hofe, ohne zügelnd und ordnend zu
wirken, zu einer bloß äußerlichen Verschönerung gedient, so mußte unter