1855 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Kiesel, Karl
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Die Römer im Kampfe mit Carthago,
fürchten anfangen mußten, sich ihm anschließen würden. Gleiches galt
von den Nhodiern, in deren Angelegenheiten die Römer, nachdem sie
ihnen Karien und Lycien geschenkt, bald bei den Streitigkeiten, in die
sie mit den neuen Unterthanen geriethen, einzugreifen anfingen. Mit
Philipps Bestrebungen hingen auch Zerwürfnisse in seiner Familie zu-
sammen. Sein Sohu Demetrius, nach dem zweiten Kriege den Römern
als Geisel überliefert, im Kriege mit Antiochus zurückgegeben, befand
sich spater als Gesandter in Rom, war mit römischem Wesen befreun-
det und scheint, von den Römern gewonnen, zu Hause in einem dem
Vater entgegengesetzten Sinne gewirkt zu haben. Hierdurch ward bei
einem Hasse, in welchem er mit einem älteren, aber nicht aus recht-
mäßiger Ehe geborenen Sohne, Perseus, lebte, der Vater auf dessen Seite
gezogen und Demetrius verlor auf des Vaters Veranstaltung das Leben.
16. So ward, als im Jahre 179 Philipp starb, Perseus dessen
Nachfolger. Rom in seinem Bedürfnisse nach fortdauerndem Kriege
hält fortwährend die Blicke auf ihn gerichtet. Aber lange verzögert
sich die Entscheidung des Kampfes, da man ihn eine Zeit lang durch
Unterhandlungen führt, um die Verhältnisse des Ostens so zu gestalten,
daß der Schlag schnell und sicher treffe. Schon unter Philipp hatte
man in Betreff der thracischen Küstenstädte, auf welche man dem zwei-
ten Eumenes Rechte gegeben, schiedsrichterliche Gewalt geübt und diesen
König zu feindseligem Verfahren ermuntert, ohne rasch und bestimmt
zu entscheiden. Es mangelt nicht an Spuren, daß im Senate eine
der altrömischen Sitte getreue Partei die arglistige Verfahrungsweise,
mit welcher man unbestimmte Entscheidungen gab und die Keime der
Feindschaft künstlich pflegte, gemißbilligt habe. Auch fand man nicht
jeden Augenblick günstig, das Volk zur Entscheidung für den Krieg zu
gewinnen. Schon vor Ausbruch des letzten Kampfes mit Philipp hatte
das Volk den ersten Antrag auf Krieg zurückgewiesen und war erst
durch erneuerte Bemühungen der Reichen, die nach demselben am meisten
verlangten, dafür gewonnen worden. Es mußte daher in Rom selbst
erst durch den Gang der Verhandlungen eine dem Vorhaben günstige
Stimmung geweckt werden, wozu das Erscheinen fremder Gesandten in
Rom und die Berichte aus der Fremde wiederkehrender römischen Ge-
sandten die Gelegenheit bot. So behielt Perseus Zeit zu dem Versuche,
eine Verbindung der hellenistischen Staaten gegen Rom zu Stande zu
bringen. Der Versuch schlug aber überall fehl. Syrien war unter
Seleukus Philopator und Antiochus Epiphanes zu sehr mit seinen Plä-
nen gegen Aegypten beschäftigt und Aegypten war unter Ptolemäus
Philometor schon zu sehr auf römischen Schutz angewiesen, um zu einem
Unternehmen gegen Rom die Hand zu bieten. Ueberall wirkten auch
römische Gesandtschaften den macedonischen entgegen und die Zerfallen-