1855 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Kiesel, Karl
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
dem Seleucidenreiche, Macedonien und Griechenland. 441
heit Ln der hellenistischen Welt war so groß, daß schon bei gänzlichem
Mangel an Vertrauen auf die einheimischen Zustände der Gedanke,
daß von Nom die Entscheidung kommen müsse, geläufig geworden war.
Am stärksten war diese Ansicht ausgebildet in Griechenland, nicht bloß
Ln den Staaten, die sich, wie Athen, Rom zu Füßen gelegt hatten oder,
wie Aetolien, ihm zu Füßen gelegt worden waren, sondern auch in dem
achäischen Bunde. Ueberall gab es damals, wo keine monarchische
Verfassung war, eine römische und eine macedonische Partei. Im achäi-
schen Bunde gab es freilich auch noch eine dritte, welche nach keiner
von beiden Seiten hin einen Anschluß wollte. Doch die Verhältnisse waren
der Art, daß nur Wenige das Vertrauen haben konnten, der Bund
lasse sich zwischen den beiden immer deutlicher einander entgegentreten-
den Mächten gänzlich selbstständig erhalten. Spartaks Demüthigung
durch Philopömen gab Rom Gelegenheit zu gebieterischer Sprache. Der
herrschenden Staatskunst gemäß nahm es sich überall mit verstellter
Großmuth des Schwächeren an, um den Stärkeren erst zu schwächen,
dann zu vernichten. Schon 185 erschien eine Gesandtschaft im Pelo-
ponnes, um der Achäer Verfahren gegen Sparta zu untersuchen und die
Angelegenheit der durch die Achäer gestürzten altspartanischen Partei
blieb ein Gegenstand vielfacher Unterhandlungen. Der Strateg des
Jahres 185, Lykortas aus Megalopolis, wehrte entschieden den Römern
das Eingreifen in die griechischen Angelegenheiten und noch schien die
Zeit denselben nicht geeignet, ihr Wort mit Waffengewalt zu unter-
stützen. Die Aussicht auf römischen Schutz bewog im Jahre 183 in
Messenien eine oligarchische Partei zum Versuche des Abfalls von dem
Bunde. Philopömens Feldzug nach Messenien war unglücklich und
kostete den greisen Feldherrn, den man später den letzten Griechen ge-
nannt hat, Freiheit und Leben. Rach ihm nahm Lykortas, theils als
Strateg, theils ohne dieses Amt, die Stellung ein, die er gehabt. Wie
Aratus den Bund gegründet, Philopömen ihn gekräftigt, erhielt Lykor-
tas die Rolle, die letzten Versuche zu seiner Erhaltung zu machen. Ihm
gelang im Jahre 182 die Bezwingung des abtrünnigen Messeniens und
für Rom war es rathsam, vor ernstlichem Angriff auf Griechenland erst
die macedonische Macht zu brechen und den achäischen Bund durch För-
derung der inneren Zerrüttung zu einer leichteren Beute zu machen.
Unter solchen Umständen gelang es Perseus nicht, bei dem achäischen
Bunde Unterstützung gegen Rom zu finden. Ihm blieb außer der von
seinem Vater schon angeknüpften Verbindung mit nordischen Völkern
nur eine fernere mit einem Könige Gentius, der von Skodra aus einen
Theil Jllyriens beherrschte. Die Wirksamkeit dieser Bündnisse hing,
wie bei Barbaren gewöhnlich, von dem Gelde ab, das für die Unter-
stützung gezahlt werden sollte, und es scheint, daß Perseus zu sparsam