1855 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Kiesel, Karl
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Die Römer in der Zeit der Umwälzungen und der Bürgerkriege. 517
Söhne von Auguftus' Gattin Livia aus ihrer früheren Ehe mit Claudius
Nero, sind die eigentlichen Eroberer der Alpenlander und haben die
römische Herrschaft bis zur Donau ausgedehnt. Tiberius drang vom
oberen Nheinthal und vom Bodensee, Drusus am Laufe der Etsch hin-
auf in die Alpen ein und beide bezwangen die in so vielen Thälern
vertheilten, durch ihre steilen Höhen geschützten Völker in einem Kampfe,
der einen Theil von ihnen vernichtete. Seitdem wurden die in den
Alpen und an ihrem Fuße nordwärts und ostwärts bis zur Donau ge-
legenen Länder zu drei römischen Provinzen eingerichtet. Rhätien, das
im Westen an Gallien stieß, schied sich von der östlich benachbarten
Provinz, die nach einem ihrer Hauptvölker Noricum hieß, auf einer
Linie, die von der Mündung des Oenuö an durch dessen ganzen unteren
Lauf gebildet wurde und dann in der verlängerten Richtung seines un-
teren Laufes sich südwärts fortsetzte. An Noricum gränzte im Osten
Pannonien auf einer Linie, die von dem an der Donau liegenden
Nordoftende der Alpen in ziemlich gerader Richtung südwärts ging, wäh-
rend die Südgrenze Pannoniens gegen Dalmatien auf der rechten Seite
des Flusses Savus bis zu dessen Mündung hinlief. Der Besitz Panno-
niens führte allmälig auch zum Besitze der auf der rechten Seite der
unteren Donau bis zur Kette des Hämusgebirges reichenden Länder,
welche erst unter Auguftus' Nachfolger unter dem Namen Mösien Pro-
vinzialeinrichtung erhielten. So war die Donau auf ihrem ganzen
Laufe die Nordgrenze des römischen Reiches geworden, das innerhalb
dieser Grenze nur noch an Thracien, obgleich dessen einzelne Fürsten
abhängig waren, ein nicht zur Provinz eingerichtetes Land besaß.
35. Die Feststellung der römischen Grenze an der Donau wirkte auf
die Verhältnisse der germanischen Völker zurück, indem die suevischen
Züge in das ehemals von Celten besetzte Land am Nordfuße der Alpen
jetzt beschränkt waren. Um so leichter mußte die Unruhe der germani-
schen Stämme sich nun am Niederrhein fühlbar machen, nach welchem
schon längst ein Drängen germanischer Wanderungen gerichtet gewesen
war. Hier mußte also von römischer Seite eine neue Thätigkeit ent-
wickelt werden und die Vertheidigung dieser Grenze schien die Gewin-
nung eines jenseitigen Vorlandes nothwendig zu machen. Daraus er-
gaben sich die Feldzüge, welche Drusus als Statthalter Galliens in den
Jahren von 12 bis 9 in das nordwestliche Germanien unternahm. Mit
diesen Feldzügen eröffnete sich der Kampf der Römer gegen die Ger-
manen, welcher sich durch die ganze Zeit, während deren das römische
Reich noch bestand, hindurchzog und welcher von Außen her an dem
Untergange des im Innern allmälig absterbenden Reiches mitarbeitete.
Das Ende dieses Kampfes, der sich im Laufe der Zeit über die Rhein-
und Donaugrenze in ihrer ganzen Ausdehnung verbreitet, liegt da, wo