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1. Die vorchristliche Zeit - S. 523

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Römer in der Zeit der Umwälzungen und der Bürgerkriege. 523 hatte. Zugleich hatte aber der syrische Statthalter Piso Auftrag, ihm hemmend entgegenzutreten. Es entwickelte sich ein heftiger Zwist und Germanicus starb im Jahre 19 zu Antiochia in der Meinung, daß er durch Piso vergiftet sei. So wirkte zur Vollendung des allgemeinen Unglücks mit, daß der Beste unter den Männern der herrschenden Familie dem Reiche entrissen wurde. Die Herrschaft aber bildete sich durch ihren jetzigen Inhaber entschieden zur Despotie aus. Die Abschaffung der Wahlen und die Uebertragung der Ernennungen an den Senat entfernte die letzte Erinnerung an vergangene Zustände und machte bei der Ohn- macht, in welcher sich der Senat befand, Alles von dem Willen des Herrschers abhängig. Wie sehr die eine Person ohne Rücksicht auf ir- gend eine Schranke die bewegende Kraft im Staatsleben bildete, wie jede Rücksicht, die früher auf den Staat zu nehmen gewesen war, sich auf sie übertrug, zeigte die Einführung der Majestätöverbrechen, unter welchen man einstens Angriffe auf die Sicherheit des Staates verstan- den hatte, zu welchen man aber jetzt in der allerunbeftimmtesten Weise jede dem Herrscher ungünstige oder mißliebige Handlung oder Aeuße- rung zählte. Aus ihnen erwuchs schlechten Menschen ein Erwerb, in- dem aus Hoffnung auf die Belohnung die geringfügigsten Dinge, sofern sich ihnen irgend eine gegen die Person des Herrschers gerichtete Ab- sicht andichten ließ, zur Anzeige gebracht wurden. Nur von einer Macht konnte sich Tiberius nicht befreien, er gab ihr vielmehr, da er durch sie die eigne Sicherheit zu fördern gedachte, eine größere Stärke. Schon Augustus hatte eine Truppenschaar, die Prätorianer, für den Dienst in seiner Nähe gebildet, zur Aufrechthaltung der Ordnung in der Stadt und zum Schutze seiner Person. Diese bisher in der Stadt vertheilte Schaar zog Tiberius an einer Stelle in einem befestigten Staudlager zusammen. Von dem Befehlshaber derselben, Sejanus, der sein einzi- ger Vertrauter war, ließ er sich leiten und dieser benutzte, um desto selbstständiger handeln zu können, seinen Einfluß dazu, den Tiberius aus Rom zu entfernen. In seinem finstern Gemüthe von Schreckbildern geängstigt, ließ sich der Tyrann leicht überreden, einen fernen, einsamen Aufenthalt zu suchen, wo er sich durch schändliche Lüste betäuben und den Staat durch Befehle an den Senat regieren könne. Hierzu wählte er die im Meerbusen von Neapel gelegene Insel Capreä, die er nicht mehr verließ. Während er dort lebte, übte Sejanus in Nom eine ty- rannische Gewalt im vollsten Maße und erst die bei Tiberius aufgestiegene Besorgniß wegen eigner Sicherheit machte seinem Wüthen ein Ende. Ein neuer Befehlshaber der Prätorianer ward ernannt und Sejanus auf einen an den Senat gerichteten Befehl verhaftet, verurtheilt und hingerichtet. Ti- berius aber wüthete seitdem mit eigentlichem Blutdurste, da ihm der Anblick von Hinrichtungen und Qualen ein Ergötzungömittel geworden war.
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