1854 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Einleitung.
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mué), geriethen die Aethiopen in Afrika und Aegypten, und die mongo-
lischen Stämme Hochasiens auf einen häßlichen Thierdienst, indem sie
Götter in Thiergestalt verehrten, oder sie erwiesen leblosen Dingen göttliche
Ehre (Fetischismus). Dieselbe Verschiedenheit zeigt sich auch im C u l tu s
und in den Opfern. Die Griechen und Römer veranstalteten ihren Göttern
fröhliche Feste, an denen sie die geopferten Thiere und dargebrachten Früchte
im Freundeskreise verzehrten, indeß minder cultivirte Völker auf ihren Altä-
ren Menschen schlachteten, um durch Blut den Groll der feindseligen Mächte
(als welche sie sich ihre Gottheiten dachten) zu versöhnen, und die phönizi-
schen und syrischen Stämme sogar ihre eigenen Kinder als Sühnopfer bei
Unglücksfällen in die Arme eines glühenden Götzenbildes, Moloch, legten.
§. 8. Religionsw esen d er Griechen und Röm er. Am heitersten
gestaltete sich der Polytheismus bei den Griechen, deren Göttersagen (My-
then, daher Mythologie) die Römer spater größtentheils annahmen und mit
ihrem einheimischen Religionswesen verbanden oder verschmolzen. Nach der reli-
giösen Anschauungsweise der Griechen, die in ihrer Mythologie eine Periode der
weltschöpferischen Naturkräfte (theogonisches System) und der
weltreg i eren den Machte (olympische Götter) unterscheiden, war im
Anfang das Weltall eine rohe, formlose Masse, Chaos, aus dem sich die „breit-
brüstige" Erde (Gaa, Ge), die Unterwelt (Tartaros), der Himmel
(Uranos) und das schöpferische Urwesen, die Liebe (Eros) als selbständige
Götterwesen ausschieden. Die Erde erzeugte dann Wesen von übermenschlicher
Größe und Kraft, die Titanen, die zuerst die Herrschaft führten, bis ein gei-
stigeres Geschlecht, das sich um den Himmelskönig Zeus (Jupiter) gruppirte,
sie ihnen abnahm, die himmelstürmenden Titanen und Giganten bezwang
und sie in den Abgrund der Erde begrub. Nachdem so die wilden Naturkräfte
und die Gewalt der Elemente gebändigt waren, thronte Zeus auf dem „vielge-
zackten" Olympos, während Pluton das finstere Reich der Unterwelt (Ha- *
des, Tartaros, Orcus) beherrschte und Poseidon mit seinem Dreizack den
Wogen des Meeres gebot. Daneben sind Wälder und Berge, Felder und Wiesen,
Flüsse und Seen mit einer Unzahl göttlicher Wesen (Nymphen, Nereiden,
Tritonen, die durch zauberischen Gesang ins Verderben lockenden Sirenen
u. A.) belebt, die oft in die menschlichen Schicksale eingreisen; und ein Heroen-
geschlecht, das von Zeus seinen Ursprung herleitet, steht als verbindende Kette
zwischen den Göttern und Menschen da, so wie wieder die Kluft zwischen dem
sinnlichen Menschen und dem Thierreiche durch das niedere Göttergeschlecht der
Satyrn und Faune, die menschliche und thierische Eigenschaften vereinigt be-
sitzen, vermittelt ist. Die Beziehungen des Menschen zu dieser mit Freiheit und
Schönheit begabten und in den vollendetsten Werken griechischer Kunst und Poesie
dargestellten Götterwelt sind sehr mannichfaltig. Von der Geburt an steht dem
Menschen durchs ganze Leben ein Dämon (Genius) zur Seite und wirkt auf
seine Entschließungen und Handlungen ein, ohne jedoch die Freiheit seines Wil-
lens zu beschränken. Der häusliche Heerd ist der Sitz heiliger Haus- und Fa-
miliengötter (Laren, Penaten), welche die menschliche Wohnung vor
Unheil bewahren; und jedes wichtige Lebensereigniß steht unter der Obhut einer
besonderen Gottheit. Durchorakel und Weissagungen gestatten die Himm-
lischen dem Erdbewohner einen Blick in die Zukunft. Im Gegensatz zu der christ-
lichen Anschauung, wonach das Erdenleben nur als Prüfungs- und Uebergangs-