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1. Bd. 1 - S. 10

1854 - Leipzig : Engelmann
10 Geschichte der alten Welt. zeit zu einem höheren gilt, haben die lebensfrohen Griechen alle Freuden dem ir- dischen Dasein zugewiesen und das Schattenleben in der Unterwelt als eine trüb- selige Fortsetzung desselben vorgestellt. Doch glaubten sie an eine Vergeltung und an ein ewiges Leben und hielten an einer Verbindung der Todten mit den Lebendigen fest. Die Abgeschiedenen werden von dem Todtenführer Hermes vor die drei Richter der Unterwelt (Minos, Rhadamanthys, Aeakos) gebracht und nach deren Ausspruch entweder in den Aufenthaltsort der Gerechten (Elysion, glückselige Inseln) oder der Verdammung (Tartaros) ge- wiesen. Den Seelen oder Schatten (Manen) der Gestorbenen werden von den Hinterbliebenen auf den Gräbern mancherlei Todtenopfer dargebracht. Große Frevler (wie Tántalos, Tityos, Sisyphos) werden mir der qualvollen Fortsetzung derjenigen Lüste bestraft, denen sie im Leben übermäßig gefröhnt. Aus der Menge der griechischen Stamme und Völkerschaften, von denen alle ihre eigenen oft mit den übrigen verwandten, oft verschiedenen Nationalgottheiten besaßen, sind die große Zahl von Götterwesen und die mannichfachen Eigenschaften und Benennun- gen derselben zu erklären. Als Beweis für die innige Verbindung der Gottesver- ehrung mit den ältesten Zuständen des griechischen Volkes kann die Sage vom goldenen Weltalter dienen, der man den Sinn beilegen darf, „daß die un- mittelbare Verehrung der umgebenden Natur und ihrer Kräfte alle Aeußerungen des täglichen und geselligen Lebens mit dem Bewußtsein göttlicher Nähe erfüllte." — Die italischen Gottheiten haben mit den griechischen viele Aehnlichkeit, theils weil der menschliche Geist bei übernatürlichen Betrachtungen leicht auf verwandte Anschauungen kommt, theils weil schon in uralten Zeiten vielfacher Verkehr und Wechselberührung zwischen beiden Ländern obwaltete, theils weil später die Römer mit der dem Heidenthume eigenthümlichen Toleranz die fremden Götter den ihri- gen beigesellten. In Italien hatten nicht nur die einzelnen Volksstämme und Völkerschaften ihre eigenen Gottheiten, sondern sogar die Geschlechter und Fami- lien. Ueberhaupt gilt bei allem Polytheismus die Grundregel, „daß die bestimmte Lebensart eines Volkes die wesentlichste Quelle für seinen Cultus und durch diesen »auch für seinen Mythus selbst ist." §. 9. Das thcogonische Göttersystem der Griechen. Die Erde (Gäa, Ge), erzeugte aus sich den H immel (Uranos) und das wüste, unfruchtbare Me er (Pon- tos). Aus ihrer Verbindung mit dem Uranos gingen die Titanen hervor, die theils in und auf der Erde walten, wie der Flußgott O kea n o s und die von ihm herrührenden Wassergöt- ter (O kea nidi sch e Ny mp h en), die blitzschmiedenden Kyklopen und die hundert- armigen Naturgewalten (Briarcus u. A.); theils dem Himmel und der Lustregicn an- gehören, wie die verschiedenen Lichtwesen, Hyperion (Urlicht), Theia (Tageshclle), Helios (Sonne); S el en c (Mond), E o s (Morgenröthe), die Winde (Zcphyros ; Bo- reas ; Notos ; Euros ;) und der n ä ch t l i ch e H i m m e l mit seinen Sternen (L e t o und Asteria); theils die Schicksale und Richtungen des Menschengeistes vorstellen, wie J a- petos und seine Söhne, der starksinnige Atlas, der den Himmel trägt, der übermüthige Men ö tio s, der schlaue Prometheus, der den Göttern das Feuer stiehlt und den Men- schen zusührt, dafür aber von Zeus an den Kaukasus geschmiedet wird, wo ihm ein Geier seine Leber zerfrißt, und der schwachsinnige Epim eth eus, der die Pandora mit ihrem Leidcnsgefäß bei sich ausnimmt, durch dessen Ocffnung alles Elend über die Welt kommt (in dieser Sage, so wie in dem Mythos von ihren Nachkommen Deukalion und Pyrrha, den Stammeltern des Menschengeschlechts nach der Ogygischcn Fluth, scheinen Reminis- cenzen an den Sündcnfall und diesündfluth zu liegen); theils die freundlich oder feindlich in der Menschenwelt waltenden Kräfte darstellen, wie Themis, die ehrwürdige Leiterin gesetzlicher und sittlicher Ordnung, die Mn cm osyne (Erinnerung), die Mutter der neun
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