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1. Bd. 1 - S. 15

1854 - Leipzig : Engelmann
Einleitung. 15 auf Bergen verehrt.— Dionysos (Bakchos), mit dem altitalischen Liber verwandt, eine uralte pelasgische Naturgottheit von tiefsinniger, mystischer Bedeutung, daher er auch nebst der Demeter Hauptgegenstand der Verehrung in den Mysterien war. Sein Cul- tus wurzelt in Böotien, wo die Thebanerin Sem ele, die von dem im Feuerglanz erscheinenden Zeus verzehrt ward, als seine Mutter erscheint. Dionysos wird von Zeus dem brennenden Mutterleib entrissen, in des Vaters Hüfte gereist und von Nymphen groß- gezogen. Der Dionysosdienst verbreitete sich nach Unteritalien (Tarent), nach den In- seln des ägeischen Meers (Lesbos, Naxos, wo sich der Gott mit Ariadne vermählt), nach Asien u. a. O., welche Verbreitung durch den in der Kunst vielbenutzten Mythos von seinem in Begleitung von Nymphen, Satyr en und dem trunkenen Silenos unter- nommenen Zuge nach Indien angedeutet scheint. Unter ihm dachte man sich zunächst die Naturkraft, die den Weinstock zur Reife bringt und der Traube dieberauschende Kraft verleiht; allgemeiner gefaßt ist er „der Gott des Winters, mit dem was voraus geht und folgt, ein Bild der absterbenden und wiederauflebcnden Natur," oder der Reprä- sentant der Naturfülle, die sich im Weine kund gibt. Der Dionysosdienst gab zu vie- len wilden und lärmenden Festen (Bacchanalien) Veranlassung; so in Attika die kleinen (ländlichen) und großen Dionysien; die Lenäen; die Anthesterien; um Delphi wurden im Winter die Triet erika gefeiert, wobei die Weiber sich sammelten und gleich Rasenden (Maenaden, Bacchantinnen) auf dem Parnassos umher- schwärmten; und die zahlreichen Frü h lin g s - und Herbstfeste fanden größtentheils ihm zu Ehren statt. Die bei den Festen der Weinlese üblichen ländlichen Aufzüge und Mummereien gaben den dramatischen Spielen, Tragödien und Komödien ihre Entstehung. — Auch die auf den Inseln Lemnos, Jmbros und Samothräke verehrten pelasgischen (oder phönizischen) Kabiren gehören dem Kreise der chthonischen, die Erzeugungskrast der Natur symbolisch andeutenden Gottheiten an. — Auf Kreta, Rhodos u. a. Inseln wurden die Daktylen und Telchinen als Er- finder von Kunstwerken, besonders in Metallarbeiten verehrt und als Zauberer dargestellt. 12. D i e H er o en w elt. Abgeschiedene Helden der Vorzeit, Stammhäupter, Städtegründer, Colonienführer erlangten bei den Griechen göttliche Verehrung. Sie bil- den eine abgeschiedene Welt für sich, die jedoch mit den Göttern in innigster Verbindung steht. Jeder Stamm, jede Stadt, ja jedes bedeutende Geschlecht hatte seinen eigenen He- ros, dem Feste gefeiert und Opfer dargebracht wurden. — Der verbreitetste und sagen- reichste Heroencult ist der des Alkidcn Herakles (Hercules), der, ursprünglich in Aegypten und Ph önizien heimisch, sich allmählich über alle griechische Länder ver- breitete und sogar nach Spanien und zu den c e l t o - g erm a n i sch en Völkern ge- langte. Während er aber im Orient als Sinnbild der Sonne, als Alles bewältigender Naturgott auftritt, nimmt er in Griechenland eine vermenschlichte Heroengestalt an und erscheint als „Symbol der höchsten menschlichen Heldenkraft, die durch ein unermüdliches Kämpfen und Ringen den Widerstand, der ihr durch ein göttliches Geschick überall entge- gentritt, damit sie sich daran erprobe, überwindet, aller Widersacher und Naturschrecken Meister, und nach Abbüßung der menschlichen Schwächen den Göttern gleich wird. Er stellt die Menschheit dar, die sich vermöge ihrer halbgöttlichcn Abstammung trotz aller Un- gunst feindlicher Gewalten zum Olymp emporzuschwingcn vermag." Er ist Sohn des Zeus und der Thebanerin Alk m êne und Stammhaupt der dorischen, thessalischen und makedonischen Königsgeschlechter. Durch den Neid der Hera zum Dienst des argivi- schen Fürsten Eurystheus verdammt, vollbringt Herakles in dessen Auftrag die zwölf Arbeiten, indem er den Peloponnes und andere Länder von Ungeheuern und Raubthie- ren befreit, die Ställe des Königs Au g ras in Elis reinigt, mit Hülfe des Atlas, für den er das Himmelsgewölbe auf einige Zeit trägt, die goldenen Aepfcl aus den Gärten der Hesperiden in Nordafrika holt, dann über die Säulen des Hercules nach
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