1. Bd. 1
- S. 50
1854 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Geschichte der alten Welt.
die hochgeehrte Metropole der Nilbewohner. In allen diesen Staaten stand
ein derpriesterkaste verantwortlicher Priesterkonig (Pharao) als Stell-
vertreter des Sonnengottes an der Spitze des nach Kasten gesonderten Ge-
meinwesens (Hi ero kr a tre).
Non der einstigen Macht und Herrlichkeit dieses äthiopischen Staats, dessen Haupt-
stadt Mero« der Mittelpunkt und Stapelplatz des Handels zwischen Nordasrika, Arabien,
Babylonien und Indien gewesen zu sein scheint, zeugen die großen Trümmer ehemaliger
Tempelbauten, so wie die Ueberrcste von Säulen, Denkmälern, Pyramiden, Sphinxen und
Sculpturen aller Art, die im Thale von S e n n a a r, im jetzigen Distrikte Shandyu. a.o.
in großer Menge gesunden werden. — Bei der Aehnlichkeit der Cultur von Mero« und
Aegypten ist eine Wechselbeziehung beider Staaten unzweifelhaft; ob aber die ägyptischen
Einrichtungen von Mero« herrühren, oder ob dieser äthiopische Staat seine Bildung von
den Bewohnern des Nilthals erhalten, oder endlich, ob ursprünglich der alte Tempelstaat
Theben und die Nilgegenden wohl von Mero« aus die Anfänge ihrer Cultur erhalten,
dann aber den Mutterstaat überholt und ihre höhere Bildung wieder nach Aethiopien getra-
gen, darüber herrschen verschiedene Ansichten. — Mit mehr Sicherheit lassen sich die bei-
den andern Niederlassungen als Schöpfungen Meroë's darthun. — Aegypten mit den an-
grenzenden Gebieten von Afrika war im Alterthum wie in neuerer Zeit Gegenstand der
Wißbegierde wie der Reiselust.
h. 30. Eintheilung von Aegypten. Aegypten wurde schon frühe in
drei Theile getheilt. I. Oberägypten (Th ebais) mit den Nilfällen (Ka-
tarakten) bei den Inseln Phi la, Elephantine u. a.o. mit den merkwür-
digen und großartigen Ruinen von Theben aus beiden Ufern des Stroms,
darunter der T em p e lp a l a st von Karnak, mit seinen riefenmaßigen Sau-
lenmassen, Kolossen und Statuentcümmern von farbigem Sandstein, von schö-
nem Marmor, von rothem und dunkelschwarzem Granit. „Zu diesem führt von
der Ruinengruppe von Luxor (dem zweiten großen Pharaonenpalast), den gan-
zen 6000 Fuß betragenden Weg hindurch, eine Allee von je zehn Fuß auseinander
liegenden Sphinxkolossen, die großartigste Verbindungsstraße, die Menschen
je angelegt." Ferner die umgestürzte kolossale Memnonssaule, eine Statue
des alten Königs Amenophis, die früher bei Sonnenaufgang harmonische Töne
von sich gegeben haben soll; die in schauerlicher Oede in kahle Felscnwande ge-
hauenen vierzig Königsgraber mit ihren riesigen Gewölben und Hallen; die
unterirdische Tobten sta dt (Katakomben) mit ihren Grabkammern, ihren
labyrinthischen Gangen und ihren Schätzen an alterthümlichen Gerathschaften,
Zierrathen, Schmuckwerk, Mumien, Papyrusrollen u. dgl. — Ii. Mittel-
Aegypten mit der Hauptstadt Memphis, mit den Trümmern des Laby-
rinths, eines aus zahlreichen ineinander laufenden Jrrgangen bestehenden Bau-
werks, mit den Gruppen von Pyramiden, unter denen die vom König Cheops
erbaute bei dem Dorfe Ghize durch ihre riesenhafte Masse und Höhe (über 450
pariser Fuß) besonders Bewunderung erregt; und mit dem von König Möris
angelegten und nach ihm benannten See, der zur Regelung der Nilüberschwem-
mungen gedient zu haben scheint. — Iii. Unter-Aegypten, von seiner durch
zwei Hauptarme des Nil und durch das Meerufer bewirkten dreieckigen Gestalt
Delta genannt, mit der Hauptstadt He li o p ö lis, die aberspater vonalexan-
d r sa verdunkelt wurde, und mit den geschichtlich merkwürdigen Orten Sais,
Naukratis und Busiris, der angeblichen Residenz des fabelhaften Tyrannen
und Fremdenmörders gleichen Namens. — Der Nil befruchtet und düngt das
Land. „Wenn der Schnee auf den Gipfeln der Hochgebirge, denen die beiden