1. Bd. 1
- S. 54
1854 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Geschichte der alten Welt.
601 bei Circesium (Karchemisch) am Euphrat durch Nebucadnezar(§. 28.) setzte
den Eroberungsplänen ein Ziel. Unter Necho's zweitem Nachfolger Hophra,
(Apries) den die Griechen Apries nennen, ging das Gewonnene wieder verloren;
'o/0* und als er einen unglücklichen Zug gegen die griechische Handelsstadt Cyrene
in Nordafrika unternahm, empörten sich die ägyptischen Krieger, erzürnt
über die Bevorzugung der ionischen und karischen Soldner, wider den König,
570-526. erschlugen ihn und erhoben den streitbaren Feldherrn Amasis auf den Thron
der Pharaonen. Aber die Hoffnungen der Aegypter auf Vertreibung der
Fremdlinge gingen nicht in Erfüllung. Amasis trat in die Fußstapfen seiner
Vorgänger; er beförderte die Niederlassung griechischer Handelsleute und
Söldner und begünstigte hellenische Cultur, Sitten und Religionswesen.
Reichthum, Luxus und Wohlleben schlugen in Unterägypten ihren Wohnsitz
auf; der Handel stand in Blüthe; Sais konnte an Prachtwerken und Denk-
malen der Kunst mit Memphis und Theben wetteifern. Aber die Tage der
Herrlichkeit waren gezählt. Kaum war Amasis im Tempelhof zu Sais zur
ewigen Ruhe gebracht, so überzog der Perserkönig Kambyses (tz. 48.) das
nit 525.' altberühmte Aegyptenland mit Krieg. Des Amasis Sohn Psammenit ver-
lor in der blutigen Schlacht von Pelusium (Suez) Sieg und Reich an
die Perser, die nunmehr zwei Jahrhunderte über Aegypten regierten, ohne
jedoch eine innere Verbindung mit Persien bewirken zu können. Denn so sehr
auch Kambyses gegen die ägyptischen Sitten, Einrichtungen und Religions-
gebrauche wüthete — die unterdrückte Nation beharrte bei den gewohnten
Zuständen und in ihrem Abscheu gegen alles Fremde und gab durch wiederholte
Aufstände, die jedoch stets mißlangen, den innerngroll gegen die Zwingherr-
schaft kund. Besonders bemühten sich die Aegypter um die Mitte des fünften
Jahrhunderts im Bunde mit den Libyern und unterstützt von den Athenern
das persischejoch abzuschütteln (§.85. Note); und wenn sie auch zuletzt der
Uebermacht erlagen, so war das Unternehmen doch glorreich. „Dies Streben
nach Freiheit ist ruhmvoller für die Nation als viele Thaten in den Zeiten
ihrer Größe und Gewalt." Die Perser werden später von den Griechen und
Macedoniern verdrängt, diese müssen den Römern weichen, aber das ägyp-
tische Volk bleibt unvermischt, bewahrte seine uralten Sitten und Einrichtun-
gen und diente, durch die langeknechtschaft gebrochen, als Sklave den Einen
wie den Andern. Ja noch heut zu Tage haben die christlichen Kopten, deren
Sprache und Lebensweise noch auf die alten Urstämme zurückweisen, mit
ihren mohammedanischen Herrschern Nichts gemein.
§.32. Denkmale, Künste und Einrichtungen der Aegypter.
Aegypten besaß schon in den ältesten Zeiten zahllose Städte und Dörfer und eine
hohe Civilisation. Wissenschaften, Künste und bürgerliche Gewerbe fanden da-
selbst Pflege, so daß man von jeher das Nilland als die geheimnißvolle Wiege
aller menschlichen Cultur angesehen hat; in der Himmelskunde, in der Berechnung
der Gestirne und in der Eintheilung des Jahres waren die Aegypter sehr erfahren,