1. Bd. 1
- S. 57
1854 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Morgenländische Völker.
Kunstfertigkeit war, die, nachdem sie einen gewissen Grad erreicht, stille stand und nur das
Gewohnte immer wieder von Neuem hervorbrachte. — Merkwürdig ist die Sorgfalt, welche
die Acgypter der Leichenbestattung und der Aufbewahrung der Mumien in kühlen
Ruhestätten zuwandten. „Diese Ruhestätten mußten an einsamen und abgeschiedenen Or-
ten liegen, deren Natur der Stille des Grabes entsprach, sie mußten sicher und fest sein,
um die Tobten vor Störung und die Gräber vor Entweihung zu schützen; weder die Ge-
walt der Natur noch der Wille der Menschen sollte es vermögen, die Körper der Abgeschie-
denen anzutasten. In festen unzerstörbaren Gräbern mußten die Tobten der Aegypter
ruhen. Darum baute Jedermann die Grabmäler seiner Angehörigen, ja sein eigenes Grab
im Voraus so fest als möglich und schmückte es so gut aus als er vermochte." — Die Ein-
balsam i r u n g der Leichname, wobei ein Berg-Asphalt der wichtigste Bestandtheil war,
geschah je nach dem Rang und Vermögen des Verstorbenen mit mehr oder weniger Auf-
wand. „War die Balsamirung geschehen, so wurde jeder einzelne Theil des Körpers viel-
fach mit den feinsten Stoffen umwunden, das Ganze in Decken gewickelt. In den Binden,
aus Leib und Brust, findet man goldne oder silberne Idole, besonders Osirisbilder, Sca-
rabäen u. dergl. Ueber die Mumien der theueren Zubereitungen machte man einen aus zu-
sammengeleimten Kattun und Gips bestehenden Ueberzug, wo auf die Stelle des Gesichts
eine Abbildung desselben, auf den übrigen Leib Hieroglyphen gemalt wurden, die fertigen
Mumien wurden dann oft mit reichen Halsbändern und anderm Schmucke versehen. Darauf
ward die Mumie in einen Sarg von Sykomorenholz gelegt, dieser zuweilen noch in einen
mit Sculpturen versehenen Granitsarkophag; so wurde sie in den Grabkammern aufrecht
hingcstellt." Diese Grabkammern (Katakomben), deren jede ägyptische Stadt besaß
und die sich in den westlich vom Nil liegenden Felsgebirgen befinden, sind „eine wahre
Niederlassung aller Künste und Wissenschaften des häuslichen Lebens der alten Aegypter",
indem alle Pracht und Zierrath nicht in den bürgerlichen Wohnungen, den „Nachtherber-
gen" der Lebenden, sondern in diesen Todtengrüften, dem langdauernden Aufenthaltsort
der an ihren Leib gebundenen Seele, angebracht wurde.
5. Phönizier.
§. 33. Seefahrt. Handel. Industrie. Kolonien. Zwischen
der Küste des Mittelmeers und dem cedernreichen Libanon (vgl. §. 21. Vii)
wohnte das seefahrende, Handel treibende Volk der Phönizier.
Ihre wichtigsten Städte waren Sidon, „der Markt der Nationen", und das
reiche und mächtige Tyrus. Gewerbfleiß und geistige Regsamkeit führten
das Volk auf mancherlei Erfindungen als Glas, Purpur färb er ei und
Buchstabenschrift. Auch in der Gießkunst, Weberei, Architektur und
andern Künsten und Fertigkeiten waren sie ausgezeichnet, und im Bergbau
und in der Metallbereitung übertrafen sie alle andern Völker. Die günstige
Lage ihres Landes führte sie auf die See. Nicht blos die Küstenländer und
Inseln des Mittelmeers befuhren sie mit ihren zierlichen Schiffen, um sowohl
ihre eigenen Erzeugnisse als die Produkte des fernen Ostens zu verhandeln,
sondern sie wagten sich sogar über die Säulen des Herkules (Gibraltar)
hinaus, tauschten Zinn auf den britischen Inseln und Bernstein von den
Bewohnern der Ostsee ein und unternahmen kühne Fahrten nach Süd-
Arabien und Indien (Op h ir). Ja selbst die Südspitze vonafrika
sollen sie auf Veranlassung des ägyptischen Königs N ech o (§. 31.) auf einer