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1. Bd. 1 - S. 58

1854 - Leipzig : Engelmann
58 Geschichte der alten Welt. dreijährigen Fahrt umschifft haben. Sie gründeten Ansiedelungen (Kolonien) auf Creta und Cypern, auf den Inseln des ägeischen Meeres, in Süd- spanien (Tartessus, Hispalis und das reiche Gades scadixj) und in Nord-Afrika. Nicht minder lebhaft war der Caravanenhandel der Phönizier mit den alten Culturstaaten am Euphrat, mit dem glücklichen Arabien und Aegypten. Den höchsten Glanz hatte Tyrus unter der Herrschaft des Kö- nigs Hiram, des Zeitgenossen von Salomo (c. 1000). Prachtvolle Paläste und Tempel und riesenmäßige Festungswerke zierten und schützten die Stadt, und die Handelsgröße nahm unter dem Beistände des befreundeten Iuden- königs einen mächtigen Aufschwung. Als Hirams Geschlecht durch den Erz- priester der Göttin Astarte vertilgt wurde und dieser die Königswürde mit dem Priesteramte in seinem Hause vereinigte, wurde das Lyrische Gemeinwe- sen durch Zwietracht und Bürgerkrieg verwirrt. Pygmalion, der Urenkel des Erzpriesters, ermordete seinen Oheim, den Gemahl seiner Schwester Elissa, gewöhnlich Dido genannt, was diese bewog mit einem Theil der «so. unzufriedenen Tyrier auszuwandern. Sie gründeten an der Nordküfte von Afrika, der Insel Sicilien gegenüber, die Handelsstadt Karthago, die bald den Ruhm des Mutterlandes verdunkelte. Die Sage von der Ochsenhaut bei Gründung der Stadt ist bezeichnend für den Charakter der Phönizier, deren List und Verschlagenheit schon im höchsten Alterthum berühmt war. Der von einem ein gewanderten Mischvolk verschiedener Abstammung (Phönikern und Philistern) bewohnte Küstenstrich, der seiner Länge nach nicht mehr als 28 Meilen, seiner Breite nach bis zum Libanon nur 4— 5 Meilen betrug und fast nur als der Saum von Syrien angesehen werden kann, war von vielen Städten bedeckt, unter denen, außer den genannten, noch Aradus, Tripolis, Byblus undberytus auszuzcichnen sind, so daß das Küstenland einer „ununterbrochenen Stadt" glich, was, verbunden mit den vielen Häfen und mächtigen Flotten, „den höchsten Begriff von dem Reichthum, der Macht und dem unternehmenden Geiste seiner Bewohner erwecken mußte." Ein so regsames Volk, wie die Phönizier, ertrug nicht die freiheitbeschränkende Kastcnein- richtung, noch den unbegränzten Despotismus des Königthums, sondern jede der (ursprüng- lich sämmtlich von Sidon aus gegründeten) phönizischen Städte bildete mit dem umliegen- den Gebiet ein unabhängiges Gemeinwesen, an dessen Spitze ein von den aristokrati- schen Geschlechtern und den Priestern beschränkter erblicher König stand. Ein ge- meinsamer Städtebund, dem zuerst Sidon, dann Tyrus als Vorort Vorstand, verlieh Stärke nach Außen. Auch in den Pflanzstädten hatte ein aus den alten Ge- schlechtern gebildeter Rath die Leitung der Dinge. — Unter den phönizischen Kunstpro- dukten waren die Webereien (sidonische Gewänder); Färbereien (lyrischer Purpur, wollene und leinene Stoffe, die sowohl mit der Hochrothen, von der Pur- p u rschn e cke gewonnenen als mit andern von Schaalthieren erlangten oder von Farbe- kräutern bereiteten Farben getränkt waren) und Glaswaaren die vornehmsten; aber auch Geräthschaften und Zierrath aller Art aus Elfenbein, Gold und andern Metallen wußten sie zierlich zu bearbeiten, und unter den Handelsartikeln befanden sich Spezereien, Räucher- wcrk, Oel, Wein, Getreide und Sclaven; denn ihr Handel ging vom Freibeuterleben und Menschenraub aus. — Ihre zuerst wegen Uebervölkerung, dann aus Erwerbsucht und Han- delsintcrcssen unternommenen Colonisationen (vom 14. bis zum I I. Jahrhundert) waren hauptsächlich nach den für den Handel günstig gelegenen und für Betriebsamkeit geeigneten
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