1. Bd. 1
- S. 67
1854 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Morgenländische Völker. 67
zu reißen. David verließ die Hauptstadt und flüchtete sich über den Jordan.
Aber das Glück wendete sich bald dem klugen König wieder zu. Absalon
fand den Tod auf der Flucht, als er mit seinen langen Haaren an den Aesten
einer Terebinthe hängen blieb. Auf dem Sterbebette übertrug David dem
Salomo (dem Sohn der Bathseba, die er einst so treulos ihrem Gatten Uria
entrissen) Krone und Reich und empfahl ihm mit staatsklugem Sinn die
Bestrafung feiner Feinde. — Salomo der Weise, der über seines altern
Bruders Adonia Leiche zum Thron gelangte, vollendete das Werk des Vaters.
Wie David im Kriege groß war, so glänzte er in den Künsten des Friedens.
Er schmückte die Hauptstadt mit prächtigen Gebäuden und ließ durch lyrische
Künstler und Bauleute auf dem Berge Moriah den herrlichen von vielen
Priesterwohnungen, Opferstätten und Altären umgebenen Tempel auffüh-
ren, der wegen des Reichthums an Vergoldung, Schnitzwerk und Zierrath
Gegenstand allgemeiner Bewunderung war. Zugleich wurden die Priester-
geschlechter neu geordnet und eingetheilt. Aber Salomo wich in vielen Din-
gen von Mose's Gesetzen ab. Er trieb Handel mit benachbarten Völkern
und häufte dadurch ungekannte Schätze an, die seine Neigung zu Pracht,
Luxus und Wollust erhöhten; er ließ Pferde aus Aegypten kommen und
errichtete ein stehendes Heer mit Streitwagen und Reiterei; er ließ herr-
liche Paläste aufführen und umgab sich mit einem glanzvollen Hofstaat; er
hielt sich einen Harem von ausländischen Frauen, denen er ihren Götzendienst
gestattete und selbst daran Antheil nahm. So schützten ihn sein hoher Geist,
sein bewunderter Verstand und seine vielgepriesene Weisheit, deren Andenken
noch heut zu Tage in den Wunder- und Zaubermährchen des Morgenlandes
sortlebt, nicht vor Thorheit. Aus dem patriarchalischen Zustande wareine
despotische Monarchie mit orientalischer Pracht und Ueppigkeit mit Steuern
und Frohndiensten hervorgegangen, die mit schwerem Druck auf dem Volke
lastete; an die Stelle des patriarchalischen Ansehens deraeltesten und Stamm-
häupter, deren Rechtsspruch man ehedem gesucht, war die Gewalt königlicher
Amtleute getreten, welche die Gesetze nach Willkür deuteten und von dem einst
freien Eigenthum Zins erhoben. Daher versuchte noch unter Salomo's Wal-
lung der streitbare Jerob eam eine Empörung. Diese wurde zwar unterdrückt
und der Urheber zur Flucht nach Aegypten gezwungen; als aber Salomo's
Sohn Rehabeam auf des Vaters Bahn fortschritt und, aufgestiftet von den
„Jungen, die mit ihm ausgewachsen waren," die Forderungen des Volks, den
Willkürmaßregeln zu entsagen und die Last der Besteuerung zu mildern,
drohend zurückwies, da sielen zehn Stämme von ihm ab und wählten Iero-
beam vom Stamme Ephraim zum König. Nur Juda und Benjamin
blieben dem rechtmäßigen Herrscherstamm treu.
D. Untergang des gethcilten Reichs.
§. 42. Götzendienst und Propheten. Durch die Theilung ent-
standen zwei an Größe ungleiche Staaten: das aus zehn Stämmen gebildete
5'
Salomo
e.1000.
Zero-
beam.
Reha-
980.