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1. Bd. 1 - S. 78

1854 - Leipzig : Engelmann
78 Geschichte der alten Welt. und Bogenschießen geübten Bergvolke der Perser erstand im 6. Jahrhundert v. Chr. ein Mann, der an Herrschergröße und Heldensinn über alle seine Zeitgenossen heroorragte — Kyros. Er „muß einer jener gewaltigen Men- schen gewesen sein, die schon durch ihr Erscheinen Unzählige mit sich fort- reißen und wenn sie große Umwälzungen bewirken, von den Völkern als be- sondere Werkzeuge der Gottheit betrachtet werden." Durch wunderbare Schicksale entging er dem ihm von seinem argwöhnischen Großvater Astya- ges zugedachten Tode, befreite sein Volk aus der unwürdigen Knechtschaft und wurde, nachdem er die Meder in glücklichem Kampfe besiegt und sich ihres Thrones bemächtigt, der Gründer eines Weltreichs, das fast alle gebil- deten Länder Asiens umfaßte. Während einer dreißigjährigen Regierung unterwarf er die zwei mächtigsten Staaten, Babylonien und Lydien, und eine Menge kleinerer, theils freier, theils zinspflichtiger Völker. In Sardes, der Hauptstadt von Lydien, herrschte damals der durch seine Reichthümer sprichwörtlich gewordene König Krösos fast über alle Völker- schaften Kleinasiens. Als Bundesgenosse von Astyages wollte er dessen Wie- dereinsetzung auf den medischen Thron bewirken und überzog daher Kyros mit Krieg. Getäuscht durch einen zweideutigen Orakelspruch setzte er über den Grenzfluß Halys, erlitt aber eine vollständige Niederlage und mußte sich in eiliger Flucht nach seiner Hauptstadt zurückziehen. Allein Kyros folgte ihm, 546. eroberte Sardes und gab Befehl, den gefangenen König in den Flammen sterben zu lassen. Schon saß Krösos gefesselt auf dem Scheiterhaufen, als ihn die Erinnerung an den athenischen Weisen Solon, der ihn einst war- nend an die Wandelbarkeit des Glücks und die Unsicherheit aller menschlichen Dinge erinnert hatte, von dem Untergange rettete. Kyros, betroffen über die Wahrheit des Solon'schen Satzes, daß vor dem Tode Niemand glück- lich zu preisen sei, setzte den gefangenen König in Freiheit, hielt ihn in hohen Ehren und befragte ihn bei allen Unternehmungen um seinen Rath*). — Die Herrschaft über Kleinasien mit Einschluß der griechischen Kolonien auf der Küste war die Frucht des Sieges über Krösos. Die Lyder, vonkyros wegen eines versuchten Aufstandes der Waffen beraubt und zu friedlichen Geschäften, zu Tonkunst, Gesang und Wohlleben angehalten, versanken bald in Wollust und Weichlichkeit, so daß sie im Laufe der Geschichte als ein ent- artetes, unkriegerisches Volk erscheinen. — Von den griechischen Kolonisten an der Küste wanderten einige aus (wie die Phokäer, die Gründer von E l e a (Velia) in Unteritalien und von M a ff i l i a in Gallien); die übrigen Städte behielten ihre selbständige Verfassung (Autonomie) und mußten nur eine Abgabe entrichten: „sie blieben blühend und reich, aber der wahrhaft freie griechische Geist verschwand sichtlich unter der persischen Herrschaft." — *) Solon war einst nach Sardes gekommen und von dem König gastlich empfangen worden. Im stolzen Gefühl seines Glücks ließ ihn Krösos durch seine Schatzkammern führen und ihm alle seine Reichthümer zeigen. Darauf fragte er ihn, wen er für den glück- lichsten Sterblichen halte, in der festen Ueberzeugung, Solon werde ihn nennen. Aber dieser 1
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