1. Bd. 1
- S. 80
1854 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Geschichte der alten Welt.
(§. 31.) und der darauf folgenden Eroberung von Memphis in die Hände
des Siegers siel, starb eines gewaltsamen Todes in der Hauptstadt seines
frühern Reichs, nachdem er die Mißhandlung seines Volks und die Schmach
seiner Kinder gesehen. Kambyses, erbittert daß ihm einst der Aegypterkönig
nicht seine eigene, sondern die Tochter seines Vorgängers zur Gemahlin ge-
geben, zwang die Königstochter und die vornehmen Jungfrauen des Landes
Sclavenkleider anzulegen und Wasser zu tragen und gebot, den Sohn dessel-
den nebst zweitausend jungen Aegyptern zum Tode zu führen. Während alle
Anwesenden beim Anblick solcher Leiden in lautes Wehklagen ausbrachen,
blieb allein Psammenit thränenlos. Als aber einer seiner ehemaligen Tisch-
genossen, nun im Alter ein Bettler, vor ihm vorüberzog und die Soldaten
um ein Almosen anflehte, sing er laut zu weinen an. Von Kambyses um die
Ursache befragt, antwortete er: „mein häusliches Unglück ist zu groß, um be-
weint zu werden, aber diese Noth des Freundes ist der Thränen werth." —
Aber auch für die Perser war des Königs Kriegslust verderblich. Nicht zu-
frieden mit der Unterwerfung des fruchtbaren Aegyptenlandes, beschloß er
auch das goldreiche Aethiopien und den auf der Oase S iw ah gegrün-
deten uralten Priesterstaat Ammonium (der den Tempel des widdergehörn-
ten Jupiter Ammon zum Mittelpunkt hatte) zu erobern. Aber zwei
Kriegsheere gingen in Libyens Wüsten zu Grunde; die Einen durch Hunger
und Anstrengung, die Andern verschüttet von furchtbaren Sandwirbeln. Der
Schmerz über diese Unfälle steigerte noch des Königs Wuth gegen die Aegyp-
ter und namentlich die Priester und er beging Gräuelthaten ohne Maß und
Ende. Der Haß des unterdrückten Volks schrieb daher auch dessen schnellen
Tod, der von einer zufälligen Verwundung durch sein eigenes Schwert her-
rührte, der Rache der ägyptischen Götter über ihre entweihten Tempel und
Heiligthümer (besonders die Ermordung des Stiers Apis) und über die ge-
tddteten Priester zu.
§. 49. 3. Dareios. Nach der kurzen Regierung eines Magiers,
der sich für einen jüngern Bruder des Kambyses ausgab (Pseud o- Smer-
^arius aber nach der Entdeckung des Betrugs ermordet ward, wurde des
Hystasvis Kyros Schwiegersohn Dareios (Darms, des Hystaspes Sohn) durch
bte Wahl einiger persischen Großen auf den Thron erhoben, den er 36 Jahre
lang nicht ohne Ruhm besaß. Er regierte mit Kraft und Klugheit; er theilte
sein Reich in 20 Satrapien (Statthalterschaften) und ordnete die Verwal-
tung und das Steuerwesen; er führte gleich seinen Vorgängern große Kriege,
machte Arabien zinspflichtig und dehnte in Indien, in Nordafrika und in den
rauhen Steppenländern Skythiens die Grenzen seines unermeßlichen
Reiches aus. Aber seine Waffen waren nicht immer siegreich. Die skythischen
Nomaden an der Nieder-Donau wichen mit ihren Heerden und Zelten zurück
und gaben ihre öden Felder und baumlosen Haiden den Feinden Preis, die
aus Mangel an Nahrungsmitteln bald an den Rand des Untergangs kamen
,