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1. Bd. 1 - S. 112

1854 - Leipzig : Engelmann
112 Geschichte der alten Welt. Oligarchie über, weshalb sich das von jeder Mitherrschaft ausgeschlossene Volk (Demos), sobald es zum Bewußtsein seines Zustandes und seiner Rechte gelangte, gegen das Herrenthum der bevorrechteten Geschlechter auf- lehnte. Da diese aber im Alleinbesitz der Waffen und Kriegsübung waren, so siegten die Demokraten gewöhnlich erst dann, wenn ein ehrgeiziger, reicher Adeliger sich von seinen Standesgenossen trennte, an die Spitze des Volks trat, sich der Burg bemächtigte und dann das Aristokraten-Regiment stürzte. Umgeben von einer bewaffneten Schaar treuer Anhänger konnte sich dann ein solcher Volksführer (Demagog) leicht die Oberherrschaft aneignen, da ihm das Volk aus Erkenntlichkeit für seinen Beistand gegen die Oligarchen nicht selten bei diesem Streben behülflich war und sich vorerst mit naher lie- genden Gütern, wie Ackervertheilung, Schuldenerlaß, Ehegemeinschaft und allgemeiner Rechtsgleichheit begnügte. So kam es, daß im 7. und 6. Iahrh. in den meisten griechischen Städten Einherrschafren sich bildeten, deren In- haber als Tyrannen bezeichnet werden, worunter aber nicht immer gewalt- thätige, grausame Regenten, sondern nur Alleinherrscher (Usurpatoren) in einem vorher republikanischen Staate zu verstehen sind. Mehrere von die- sen Tyrannen besaßen große Herrschergaben und führten eine glanzvolle Re- gierung. Um das Volk, dem sie ihre Erhebung zu verdanken hatten, zu be- schäftigen, ließen sie prächtige Gebäude aufführen; ihre Reichthümer gaben ihnen die Mittel, Künstler, Dichter und Weise in ihre Nähe zu ziehen und deren schöpferische Kraft anzuregen; glänzende Hofhaltungen trugen zur Blüthe der Städte bei. Aber die Herrschaft der Tyrannen war von kurzer Dauer, so sehr auch die einzelnen sich bemühten, durch Gastfreundschaften und Verschwägerungen unter einander und durch Bündnisse und Verträge mit auswärtigen Königen ihre Macht sicher zu stellen. Die Oligarchen suchten sie aus alle Weise zu stürzen und wurden dabei von den Spartanern, die den aristokratischen Verfassungen allenthalben Vorschub leisteten, unterstützt. Oft vergaßen auch die in der Herrschaft herangewachsenen Söhne, auf welche Weise ihre Väter zu dem Besitz gelangt waren, setzten die dem Volke schul- digen Rücksichten bei Seite und wurden gewaltthätige Despoten. Dies hatte alsdann ihren Sturz zur Folge, wobei sich das Volk mit den Edelleuten auf kurze Zeit verband, aber nur um nach ihrer Vertreibung eine vollständige Demokratie zu begründen. Die berühmtesten Tyrannen waren Periander von Korinth, einer der sieben Weisen, Polykrätes von Samos und Pei- -sisträtos von Athen. Die beiden ersten sind durch dichterische Sagen berühmt. Periander hatte zum Freund den Sänger und Citherspieler Arion von Les- bos, der sich lange in Korinth aufhielt. Um seine Kunst in weitern Kreisen hören zu lassen, durchzog er Italien und Sicilien und wollte dann mit den erworbenen Gaben von Tarent nach Korinth zurückkehren. Unterwegs faßten die Seeleute, lüstern nach seinen Reichthümern, den Plan, ihn ins Meer zu stürzen. Umsonst bot ihnen Arion alle seine Schätze als Preis seines
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