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1. Bd. 1 - S. 117

1854 - Leipzig : Engelmann
117 Die griechische Welt. !) Die elegische, in Distichen gekleidete Poesie ist a) politischer Art, wie die Gedichte des Kallinos von Ephesos, von dem man noch das Bruchstück einer kriege- 730. rischen Elegie besitzt, worin er in patriotischer Begeisterung seine Landsleute zum tapfer» Kampf gegen die Feinde aufmuntert; wie Tyrtäos aus Attika oder aus Athen selbst, der den Spartanern im messenischen Krieg zu Hülfe geschickt ward (§♦ 68.) und dessen angeb- liche Lahmheit eine allegorische Andeutung des elegischen Versmaßes zu sein scheint; wie Solo», der athenische Weise, Dichter und Gesetzgeber, der durch seine Elegien seine Landsleute zur Wiedererlangung der Insel Salamis begeisterte, ein allseitig gebildeter, an Welt- und Menschenkenntniß reicher Mann, in dem Ernst und Heiterkeit, Phantasie und Verstand harmonisch gepaart waren. — b) Die gnomische Sentenzen- (Spruch-) Dichtung. In dieser Gattung zeichnete sich aus Theognis, Mitglied der durch die Demokraten gestürzten und ihrer Macht und Reichthümer beraubten dorischen Aristokratie in Mcgara. Verbannt oder stüchtig begab er sich nach Sicilien u. a. O. und erleichterte seine Brust durch seine elegischen Spruchgedichte, in denen er einen Jüngling ermahnt, an der alten Gesinnung, Zucht und Seelengröße der dorischen Adelsgeschlechter sestzuhalten und die gemeinen, von schlechten Grundsätzen und selbstsüchtigen Motiven geleiteten De- mokraten zu hassen und ihre Wege zu meiden; Phokylides aus Milet (c. 550), ein an moralischen Lehren und Sittensprüchen reicher Gnomendichter, „ein strenger Beobachter des menschlichen Treibens, welcher durch Selbstbewußtsein und innere Würde gehoben über die Welt Kritik üben und seine Nachbarn verachten darf." Zur Gnomendichtung gehören auch die Epigramme (Ueberschriften), welche in wenigen Distichen einen neuen oder guten Gedanken mit einer überraschenden Wendung aussprechen. In dieser Gattung glänzte Simonvdes von Keos besonders durch die berühmte Inschrift ans die Gefal- lenen in Thermopylä. Auch Kritias, das Haupt der Aristokratenpartei in Athen (§* 96.), hat sich als Elegiendichtcr ausgezeichnet. — c) Die erotische Dichtung wurde begründet durch Mimnermos aus Kolophon, in Smyrna ansässig, der in wehmüthigen und sehn- süchtigen Liedern, welche von Flöten ton begleitet wurden, den Schmerz einer unglück- lichen Liebe besingt und über das Alter klagt, das den Genuß der Schönheit und der Liebe tödtet. Seine Nachfolger sind Antimachos und Hermesianax aus Kolophon, Aleranders Zeitgenossen. 2) Die iambische Dichtung. Als Erfinder dieser Gattung gilt Archilöchos von Paros (c. 700). Die durch Anwendung neuer Versarten gehobene Kraft seiner Spott- gedichte wird durch die Sage bezeichnet, daß, als eine der Töchter des Lykambcs seine Liebe verschmähte, er die ganze Familie mit seinen Satiren verfolgt und in solche Verzweif- lung gebracht habe, daß sich Vater und Tochter selbst den Tod gegeben. Er führte ein bewegtes Leben, theils in Griechenland und aus den Inseln, theils in Italien, wo er in den Reihen der Kämpfer tapfer focht und siel. „Sein Leben, unruhig und von Noth zer- rissen, war getheilt zwischen den Mühseligkeiten des kriegerischen Berufs und dem meister- haften Dienste der Poesie. In diesem vielbegabten Manne flössen die verschiedensten Stimmungen zusammen und erregten einen eigenthümlichen Wechsel der Leidenschaften." Wie von Archilochos wird auch von seinem Nachfolger Hippönax aus Ephesos (c. 540), dem Erfinder des lahmen Jambos (Choliambos, einer verzerrten metrischen Form durch Verwandlung des letzten Fußes in einen Spondeus), berichtet, daß er zwei Bildhauer, die seine häßliche Gesichtsbildung und seinen ungestaltigen Körper an einer Bildsäule des Dichters mit schadenfrohem Hohn übertrieben dargestellt, mit seinen Spottgedichten zum Selbstmorde gebracht habe. Noth und Verfolgung machten ihn mürrisch und bitter. Simonrdes aus Samos, auch wegen seiner Auswanderung nach Amorgos der Amorginer genannt (o. 680), verfaßte unter andern ein Gedicht über die Frauen, von dem wir noch ein Bruchstück besitzen. „Seine Gesinnungen und Ansichten, wiewohl auf ernste Sittlichkeit gegründet, verrathen einen herben, fast mürrischen
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