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1. Bd. 1 - S. 119

1854 - Leipzig : Engelmann
Die griechische Welt 119 aufgelöst und vernichtet worden; die noch vorhandenen anakreontischen Lieder, worin ein lebenslustiger Greis im grauen Haar mit jugendlichem Frohsinn für Wein und Liebe schwärmt, sind aus späterer Zeit. Die vollendetsten lyrischen Gedichte sind von Simomdes und Pindar, die mit einander um die Siegespalme in der Dichtkunst wett- eiferten. Simonrdes lebte eine Aeitlang zu Athen in dem um Hipparch versammelten Dichterkreise, begab sich dann nach Thessalien, wo er um Sold die reichen Herrscherhäuser der Alcuaden u. A. feierte und sich den Borwurf eines Fürstenschmeichlers und Schma- rotzers zuzog, wiewohl er hie und da auf die feinste Weise den Machthabern auch die Wahrheit zu sagen pflegte. Die schwungvolle Zeit der Perserkriege, denen er manches treffliche Gedicht widmete, verlebte er wieder in Athen, in Umgang mit Themistokles und begab sich dann an den Hof des Tyrannen Hieron von Syrakus, wo er als gekrönter Sieger in vielen poetischen Wettkämpfen in seinem neunzigsten Lebensjahr starb. So sehr das ganze Alterthum sein Dichtertalent anerkannte und ehrte, so scharf rügte man seine Erwerbsucht und seinen Geiz; doch tragen seine Gedichte nirgends die Spuren der Käuf- lichkeit. Simonides war ein gewandter Weltmann; „auf dem Schauplatz der weitesten griechischen Gesellschaft, der ihm eine Fülle der Erfahrung bot, bewegte er sich mit Sicher- heit und feinem Takt; seine Lebensklugheit wußte jedes Verhältniß zu beherrschen, und ein Heller Verstand, durch Witz und scharfsinnige Rede unterstützt, ließ ihn überall die rechte Mittelstraße gewahr werden." Seine Dichtungen sind mannichfaltiger Art und durch Glätte, Zartheit der Empfindung und Eleganz ausgezeichnet, auch sind sie nicht ohne Kraft, wenn sie gleich Pindars erhabenen Schwung nicht erreichen. Sein Neffe Bakchylides versuchte sich auf gleicher Bahn, gelangte aber nicht zu dem Ruhme des Oheims. Pindar, der Böotier, aus Kynoskephalä bei Theben, der gepriesenste lyrische Nationaldichter der Griechen, der von den demokratischen Städten nicht minder gesucht und geehrt ward, als von den Fürstenhöfen und den reichen Adelsfamilien. Der Umstand, daß er die meisten seiner Gedichte aus Bestellung und um Lohn ausarbeitete, schadete seinem Charakter und seiner Ehre keineswegs, da er sich nie zum Schmeichler herabwürdigte und bei seinen Ge- legenheitsgedichten immer solche Seiten hervorzukehren wußte, die den wahren Dichter zu begeistern im Stande waren. Pindar glänzte in allen Gattungen der lyrischen Poesie, vom feierlichen P äa n und schwärmenden Dithyramb bis zu den fröhlichen Tischlied ern (Skolien); doch sind seine Siegeslieder (Epinikien), zur Verherrlichung der in den großen Nationalspielen zu Olympia, Delphi u. a. O. gekrönten Sieger, die Per- len seiner Poesie. Diese Siegeshymnen „wurden entweder aus dem Kampfplatz beim Fest- zuge, oder bei dem aus die Wettspiele folgenden Festgelage (Komos), oder bei Einholung eines Siegers, oder beim Einzuge desselben in seine Vaterstadt, oder bei einem deshalb an- gestellten Dankseste im Tempel (oder bei später» Erinnerungsfesten) von einem Chor ge- sungen. In diesen Hymnen brachte er immer den Ruhm des Siegers in Zusammenhang mit dem Zustand und der Vergangenheit des Stammes und Staates, aus dem er hervor- gegangen, und ermahnte stets, das errungene Glück würdig zu tragen und zu nutzen oder die bewiesene Tü chtigkeit auch durch andere Tugenden, besonders durch Frömmigkeit zu erhöhen;" denn „sein innerlichstes Element war Frömmigkeit und religiöse Bildung, woraus die heitere Seelenruhe dieses Melikers, die Festigkeit des Charakters und die Klarheit seines Blickes ruhen." Seine schwungvolle Phantasie, die ihn oft zu den kühnsten Bildern und Gleichnissen führt, seine sentenzenreiche, feierliche Sprache, seine raschen, unverhofften Uebergänge machen seine Gedichte oft dunkel und unverständlich, da- her schon im Alterthumc Commentare dazu geschrieben wurden. — Außer Sappho zeich- neten sich noch mehrere Frauen als Dichterinen aus, darunter Korinna aus Tanägra in Böotien (o. 500), eine durch Geist und Schönheit ausgezeichnete Frau, die mit ihrem Landsmann Pindar in Verkehr gestanden. — Die schwungvollste Gattung der Lyrik ist der mit dem Dionysoscult verbundene Dithyrambos, worin eine bis zur Schwärmerei
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