1. Bd. 1
- S. 120
1854 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Geschichte der alten Welt.
gesteigerte Begeisterung herrscht. In dieser Gattung zeichnete sich der durch die Sage ge-
feierte Lesbier Arron, Perianders Freund, aus (§. 72.), der diesem bakchischen Festliede
ein „kunst- und würdevolles Gepräge" verlieh, indem er es durch Chöre, die den brennen-
den Opferaltar umkreisten, absingen ließ.
^ W7bcr **) ^ Schöpfer der griechischen Musik wird Terpander aus Lesbos genannt, der in
Sparta und andern griechischen Städten den Preis in den musikalischen Kämpfen davon-
trug und die viersaitige Kithara zu einer siebensaitigen (Heptachord) mit dem Umfang einer
Octave umschuf. Wahrscheinlich bestimmte er auch das Verhältniß der Tonarten oder
Harmonien, deren es anfangs drei gab: die ernste, feierliche dorische, die rau-
schende in Begeisterung und Schwärmerei setzende phry gisch e und die durch ihre Weich-
heit zur Sanftmuth stimmende ly d isch e, zu denen später noch die ionische mit einem
weichlichen und die äolische mit einem leidenschaftlichen und lebhaften Charakter trat. —
Als Erfinder derflöte und des enharmonischen Tongeschlechts galt der Phry-
gier Olympos, dessen Lebensgeschichte in mythisches Dunkel gehüllt ist, daher man zwei
Männer dieses Namens unterscheiden zu müssen geglaubt hat. Einen feierlich-erhabenen,
für die „sittigende Beruhigung verstörter Gemüther" geeigneten Charakter erhielt die grie-
chische Musik durch Thaletas von Gortyna auf Kreta, dem Baterlande des Waffen-
tanzes. Sein Ruhm war so verbreitet, daß er zur Herstellung des innern Friedens nach
Sparta berufen ward.
§. 76. ¿Die älteste Philosophie bet Griechen. „Wenn das
menschliche Bewußtsein erwacht, so fangt die Seele an, aus dem Zustand ihrer
wirr durcheinander laufenden Empfindungen und Vorstellungen sich zur Besinnung
herauszuarbeiten, und dieses „Sich-Be sinnen" ist der Anfang des Philoso-
phirens, durch welches der Mensch sich sowohl über die Dinge und Verhältnisse
außer sich, als auch über die Regungen und Zustande in sich ins Klare setzen
will." Bei diesem Erwachen wandte sich der menschliche Geist zunächst der äußern
Welt der Erscheinung zu und erprobte seine jugendliche Kraft an der Erforschung
der Natur. Wahrend sich aber dabei der contemplative Morgenlander mit seinem
ganzen „Sinnen" in die Natur vertiefte, an die sein Religionswesen geknüpft
war und von der sich sein Geist nicht als Gegensatz zu trennen vermochte, erhob
sich der bewegliche Hellene über dieselbe und suchte sie zu durchdringen und zu be-
wältigen. Die älteste Philosophie der Griechen ist daher Naturphilosophie,
indem ihr Streben daraus hinausging, in der Vielheit der erscheinenden Welt
die Ein h eit und im ewigen Wechsel das Beständige (Stabile) zu er-
gründen. Dabei machten sich zwei Richtungen geltend: die physische An-
schauungsweise der ionischen Philosophie, welche die Welt in ihrer sinn-
lichen Erscheinung auffaßte und nach dem Urgrund der Dinge forschte, und die
ethische der dorisch-pythagoreischen Schule in Unteritalien, die nach
den innern Gründen der Weltentwickelung fragte, „wie Gesetz und Harmonie
nach sittlicher Bestimmung des Guten und des Bösen in den Gründen der Welt
liege." Eine dritte Richtung nahm die philosophische Forschung bei den Eleaten
(zuelea in Unteritalien), die den Begriff des Seins und der Einheit als
oberstes Prinzip hinstellten und Gott und Welt als Eins erfaßten. Wie
jene beiden die physische und ethische Seite der Philosophie ausbildeten, so
die eleatische die dialektische oder logische.
1. Die ionische Philosophenschule stellte sich die Aufgabe, die Er-
scheinungen in der Natur aus den Kräften und Eigenschaften des Stoffes selbst
zu erklären. Dabei schlug sie einen doppelten Weg ein, einen dynamischen,
indem sie einen einzigen, allen Dingen zu Grunde liegenden Urstoff (oder